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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Kreuzwort vom 12. September 2020

Let's get lost

Das Graffiti: "Let's get lost" ("Lasst uns verloren gehen") habe ich letztens auf einer Wand gelesen. Ich bin darüber ins Nachdenken gekommen: Verlorengehen ist eigentlich eine Horrorvorstellung, andererseits gibt es auch Tage, da würde man ganz gerne mal verschwinden, von Niemandem mehr gesehen werden...

Vor zwei Wochen dann hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, mitten in Aschaffenburg "verloren zu gehen“, zumindest fühlte es sich so an. Wegen einer Granate, die unter einer der Mainbrücken gefunden wurde, waren plötzlich alle Zugangswege zum Mainufer gesperrt. Ich war auf dem Weg nach Hause von Mainaschaff aus und musste nun mit meinem Fahrrad wieder zurück in die Stadt um irgendwie an den Floßhafen zu kommen, denn da wohne ich. Zu allem Unglück fing es an zu gewittern und in Strömen zu regnen. Wie ein begossener Pudel schob ich mein Fahrrad durch die Stadt- überall Verkehrschaos, andere Fahrradfahrerinnen, die sich zuriefen, welche Straßen alle gesperrt waren, eine Frau versuchte per Rad nach Leider zu kommen, wir waren alle verzweifelt, tropfnass und irritiert. Ein Polizist, den ich um Rat fragte, meinte: "Da haben Sie jetzt Pech“, gab mir aber dann den Tipp, es über den Güterberg zu versuchen. Ich war so durcheinander, dass ich zunächst nicht mehr sicher war, wie ich zum Güterberg finden würde, obwohl ich den Weg sehr gut kenne. Am Ende kam ich schließlich zuhause an, erschöpft und völlig zerschlagen.

"Wie wenig Chaos sind wir doch gewöhnt!“ dachte ich mir hinterher. Welche Verunsicherung löste diese kurzfristige Sperrung aus: Die Straßen waren verstopft, ein Mann drückte sich rücksichtslos an mir vorbei, ich selbst war kurz davor, in Tränen auszubrechen! Wie verwöhnt sind wir in diesem Land, weil wir uns auf unsere Ordnung normalerweise verlassen können...wie irritiert sind wir gleichzeitig, wie leicht zu verunsichern! Die Granate aus dem 2. Weltkrieg ist wie ein Symbol für das, was aus den Tiefen der Geschichte immer wieder hochkommt, uns quält, uns ängstigt, uns zutiefst verunsichert.
Wie lösen wir in unserer Gesellschaft und in unseren Seelen dieses Knäuel aus Angst und Schuld? Die unersättliche Gier nach Machbarkeit und vermeintlicher Freiheit hilft uns nicht weiter. Die Sucht nach Party und Zerstreuung auch nicht. 
Ich schlage die Bibel auf und finde im Buch Jesaja folgenden Satz: "Kurze Zeit zürnte ich wegen der Sünde des Volkes...ich sah, welchen Weg es ging. Aber ich will es heilen und führen und wiederum trösten. Friede, Friede den Fernen und den Nahen, ich werde sie heilen.“ (Jes 57,17.18-´-19)
Mir wird klar: Ich will nicht verloren gehen, ich will gefunden werden. Gefunden werden von solchen Worten der Heilung. 

Eva Meder-Thünemann

Das Kreuzwort erscheint jeden Samstag im Serviceteil der Lokalzeitung “Main Echo” und online auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.