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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 16. Februar 2020

Mit Ja und Nein bei sich sein

Sobald wir authentisch und Selbst-bewusst durchs Leben gehen, wird unser Ja ein Ja und unser Nein ein Nein sein, und niemand wird es in Frage stellen.

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein. Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht. Eure Rede sei: Ja ja, nein nein; was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen.     

Matthäus 5,20–22a.27–28.33–34a.37

Heute werden wir wieder einmal aufgefordert, über uns und unser Leben nachzudenken: Wie handeln wir? Wie schauen wir? Welche Aussagekraft, Glaubwürdigkeit hat unser Wort? Außerdem frage ich mich (Sie vielleicht auch?): Worin besteht die Frohe Botschaft des heutigen Schrifttextes?

Aus meinem Herzen sprudeln folgende Überlegungen: Gottes Schöpfung, die Natur und alles, was dazugehört, sind vollkommen erschaffen. Die Natur regelt ihre Kreisläufe mehr als perfekt – welche Freude!

Wir Menschen, die Krone der Schöpfung, sind allesamt geliebte, vollkommene Kinder Gottes, da alles in uns ist: das Gute und Schöne sowie das weniger Gute und Unschöne. Doch nur alles zusammen macht uns ganz – welche Freude! Schließen wir das Unschöne, Ungeliebte an uns aus und bekämpfen wir es, erzeugen wir Druck in uns und fühlen uns ständig unzulänglich. Immer nur gut sein zu wollen bleibt unerreichbar.

Alles im Leben hat doch seine Gegensätze: hell-dunkel, groß-klein, stark-schwach und so weiter. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Verbanne ich die Trauer aus meinem Leben, verbanne ich die andere Seite – die Freude – ebenso. Wer der Angst nicht ins Auge sehen mag und sie verdrängt, gibt dem Mut keine Chance und verdrängt ihn ebenso.

Wir sollen nicht urteilen über andere, nicht zornig sein, tun es jedoch immer wieder, weil es menschlich ist. Je mehr wir diese ungeliebten Eigenschaften vermeiden wollen, umso mehr treten sie in den Vor­dergrund und beherrschen uns. Liebe setzt Freiheit voraus. Gott ist die Liebe – welche Freude!

Gott liebt uns so, wie wir sind, und schenkt uns die Freiheit, täglich – oder besser noch, in jedem Augenblick – neu zu entscheiden, wer und wie wir sein möchten – mit aller Konsequenz. Ja, es gibt eine Gerechtigkeit. Wir können uns den Himmel auf Erden erschaffen oder aber die „Hölle“.

Gott liebt und vergibt. Er gibt uns immer wieder eine Chance – bis zuletzt – welche Freude!

Sobald wir Ja zu uns sagen, uns annehmen und lieben, wie wir jetzt gerade sind, hören der Druck und der Kampf auf. Die Anspannung in uns löst sich. Das wirkt dann auf wundervolle Weise in unsere Begegnung mit den Mitmenschen hinein: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Plötzlich nehmen wir unseren Nächsten an, wie er ist – welche Freude!

Ja zu mir und Nein, ich lasse mich in meiner Freiheit nicht einschränken! Mir begegnen häufig Menschen, die das Wörtchen „Nein“ viel zu wenig benutzen. Ich gehöre auch zu diesen Menschen, bin jedoch zur Zeit dabei, es in meinen Wortschatz aufzunehmen. Dadurch durfte ich vor Kurzem mehrmals erfahren, wie wertvoll ein ernst gemeintes, bestimmtes Nein ist und welch ein Segen daraus erwachsen kann. Es allen recht machen zu wollen, sich hin- und herziehen zu lassen bringt erfahrungsgemäß Zerrissenheit und Unfrieden mit sich.

Wogegen Klarheit in uns, nach außen gebracht, wunderbar klärend und befreiend wirkt. Bin ich ganz bei mir, im Augenblick – gottesgegenwärtig –, so kann ich genau spüren, ob ein Ja oder ein Nein von Nöten ist – welche Freude!

Ich weiß, es ist sehr schwer, in jeder Situation ganz bei sich zu sein. Sollte es doch hin und wieder gelingen, werden die wunderbaren Erfolgs­erlebnisse sicherlich anspornen. Sobald wir authentisch und Selbst-bewusst durchs Leben gehen, wird unser Ja ein Ja und unser Nein ein Nein sein, und niemand wird es in Frage stellen – welche Freude!

Marion Becker arbeitet als Geistliche Begleiterin in der Diözese Würzburg.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.