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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 3. Mai 2020

Nicht im Stich gelassen

Zur Veranschaulichung seiner Botschaft bediente sich Jesus oftmals bei Bildern aus dem Leben seiner Zuhörer – in der Bibel Gleichnisse genannt. Mit einem solchen Bild, dem des Hirten und seiner Schafe, beschäftigen wir uns an diesem Sonntag.

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus: Amen, amen, ich sage euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm ge­hören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen. Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte. Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.  

Johannes 10,1–10

Da ist einerseits der Hirte, der bei uns die Sehnsucht nach Geborgenheit wachruft. Jemand, der uns beschützt, den richtigen Weg zeigt und immer für uns da ist. Und da sind die Schafe, zur Zeit Jesu eine wichtige Existenzgrundlage für viele Menschen. Schafe waren sehr wertvoll. Sie sicherten Nahrung und ein regelmäßiges Einkommen. Der Verlust eines Schafes war eine Katas­trophe.

Natürlich kann man von Schafen auch ein anderes Bild haben. Sie stinken, lassen sich herumkommandieren, laufen in ihrer Herde blind den anderen hinterher und landen am Ende im Backofen. Niemand von uns will gleichgemacht und bevormundet werden oder gesagt bekommen, was gut für ihn ist. Dies muss man selbst herausfinden. Dieser Prozess und die damit verbundenen Erfahrungen gehören für mich unweigerlich zum Leben in Fülle, wie es Jesus verspricht.

Jesus warnt im Gleichnis vor falschen Hirten. Er nennt sie Diebe. Für mich sind das Menschen, die in ihrem Handeln nur ihren eigenen Vorteil im Blick haben. Sie nutzen ihre Herde aus, um sich mit Macht und Reichtum zu schmücken. Wenn es eng wird, dann retten sie ihre eigene Haut und lassen die ihnen anvertrauten Schafe im Stich. Oftmals lassen sie diejenigen, die ihnen vertraut haben, enttäuscht oder gar verzweifelt zurück. Vermutlich hat jeder von uns schon einmal eine solche schmerzhafte Erfahrung im Leben machen müssen.

Im Gleichnis, aber auch durch sein Leben an sich, wirbt Jesus um Vertrauen in ihn als guten Hirten. Immer wenn es kritisch wurde, stellt er sich seiner Verantwortung. Selbst im Wissen um seinen nahen Tod steht er seinen Jüngern mit Trost zur Seite. Wie einfach wäre es gewesen, sich aus dem Staub zu machen? Durch das Bild des Hirten wirbt Jesus bei uns um Vertrauen, dass er uns gut durchs Leben bringt. Wie ein Schäfer alle seine Schafe kennt, so ruft er jeden einzeln beim Namen. Er bietet uns an, durch seine Türe zu gehen. Jede Türe trennt, wenn sie geschlossen ist. Ist sie geöffnet, dann schafft sie eine Verbindung zu dem Dahinter. In diesem Falle führt sie zu Gott und der Erfahrung eines Lebens in Fülle.

Unter Leben in Fülle könnte man materiellen Reichtum in Saus und Braus verstehen. Das wäre jedoch zu kurz gegriffen. Vielmehr ist dies für mich eine Einladung, das Leben mit all seinen Façetten wahrzunehmen. Nicht nur die schönen und glücklichen Momente, sondern auch Zeiten der Trauer und des Abschieds.

Dies setzt für mich eine Bereitschaft voraus, mich auf das Leben einzulassen und immer wieder mit Gott und meinen Mitmenschen in Beziehung zu treten. Dann werde ich mit Erfahrungen beschenkt, dass ich – mit allen meinen Schwächen und Stärken – ein wertvoller Mensch bin und anderen Menschen gut tun kann.

Der gute Hirte Jesus will uns nicht im Stall einsperren. Er lässt mich meine Erfahrungen im Leben machen. Als guter Hirte lässt er mich auch dann nicht im Stich, wenn ich dabei einen schwierigen Weg einschlage. Ich bin ihm nicht egal. Er gibt mich niemals auf. Er kümmert sich um mich und geht mit mir durch die Höhen und Tiefen meines Lebens. Darauf zu vertrauen ist nicht immer einfach. Gerade dies aber wünsche ich uns allen.

Ralf Sauer arbeitet als Sozialpädagoge in der Jugendbildungsstätte Volkersberg und als Fund­raisingberater des Bistums Würzburg.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.