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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Offene Türen

Der Adventskalender. Ein Klassiker. Bei Kindern wohl noch beliebter als der Adventskranz. Schließlich wartet am Morgen eine süße Überraschung auf einen. Und selbst wenn sich hinter dem Türchen keine zahnschädigende Schokolade, sondern eine andere nette Kleinigkeit verbirgt: Es macht einfach Spaß, Tag für Tag ein Türchen zu öffnen und sich für einen Moment lang an dem zu erfreuen, was man bekommt. Es soll ja nicht wenige Erwachsene geben, die solcherart Kinder geblieben sind und sich gerne überraschen lassen.

Kreuzwort am 16. Dezember 2018

Weil sie vielleicht auch im richtigen Leben die Erfahrung machen, dass es sich mitunter sehr lohnt, Türen zu öffnen. Der Trend freilich geht in eine andere Richtung. Es mehren sich die Anzeichen, dass wir Türen lieber fest zumachen als sie zu öffnen. Doch was als Einbruchschutz bei unseren Haustüren vielleicht noch Sinn macht, nämlich sie fest und sicher zu verriegeln, ist im zwischenmenschlichen Umgang schwierig. Menschen, die kompromisslos auf ihrer Meinung beharren, werden einsam. Diskussionen, die keine sind, weil Rechthaber ohnehin alles besser wissen, laufen ins Leere. Eine EU, die sich als Festung Europa versteht, verrät ihre eigenen Werte. Staatsmänner, die America oder Italy first skandieren und ihre Meinung wie naturwissenschaftliche Gesetze im Netz hinausposaunen, schlagen bewusst Türen zu und verrammeln sich dahinter. Schluss, aus, und dann?

Neulich hatte ich eine interessante Begegnung. Ich traf in der Fußgängerzone einen Mann, den ich schon länger nicht mehr gesehen hatte. Wir wechselten ein paar Worte miteinander. Er hatte sich sehr verändert. Nicht so sehr äußerlich, sondern in seiner Haltung. Er hatte, was ich an ihm nicht kannte, etwas Verbissenes, Kaltes an sich. Ich wollte es schon beim Small Talk bewenden lassen, doch dann besann ich mich eines Besseren und lud ihn zu einem längeren Gespräch zu mir ins Büro ein. Ich tat mich schwer mit ihm. Unsere Meinungen prallten aufeinander. Dabei verstehen wir beide uns als Christen. Als es um Flüchtlinge ging, wurde es für mich schier unerträglich. Wir rangen miteinander, wir stritten, wir positionierten uns hinter stahlharten Wort-Mauern. Und merkten dann wundersamerweise nach einer Weile: Es tat sich in uns beiden eine Tür auf, die Tür gegenseitigen Verstehens. Unsere Argumentationsmauer bekam Risse, wir lernten wie durch eine geöffnete Tür in die Stimmungslage des anderen zu blicken. Es war, als wäre der, auf den wir im Advent warten, plötzlich mitten unter uns. Und ein Türchen im Adventskalender stand offen.

Rudi Rupp
evang. Dekan am bayer. Untermain

Das Kreuzwort erscheint jeden Samstag im Serviceteil der Lokalzeitung "Main Echo" und online auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.