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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Ohne Herrschaft des Besitzes

„Geh, verkaufe alles, was du hast, und gebe dein Geld den Armen.“ Muss Jesus so einen Satz sagen?

Evangelium

In jener Zeit lief ein Mann auf Jesus zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen. Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt. Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen. Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!

Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie aber erschraken noch mehr und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich. Da sagte Petrus zu ihm: Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen: Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben.

Markus 10,17–30

Vor Jahren war ich mit meiner Familie in Taizé. Viele von Ihnen werden wissen, wo und was das ist. Es ist eine Gemeinschaft von Mönchen in Burgund, zu der jährlich Zehntausende von Menschen kommen, um eine Woche mit den Brüdern zu verbringen. In Taizé geht man drei Mal am Tag zum Gebet, es gibt Gruppen mit Bibelarbeit, es gibt ganz einfaches Essen, und die Arbeiten, die bei so vielen Menschen anfallen, werden aufgeteilt. Gewohnt wird in der Regel in Zelten.

Wieder zuhause kam ich mir in den ersten Wochen fremd vor. Nach den sehr einfachen Tagen in Taizé fiel mir auf, wie viele Dinge wir in der Wohnung hatten. Viel zu viel, einiges, was man wirklich nicht braucht. An dem Zustand hat sich übrigens nichts geändert, ganz im Gegenteil. Die Familie wurde größer und es wurde noch mehr angehäuft, was kein Mensch braucht. „Geh, verkaufe alles, was du hast, und gebe dein Geld den Armen.“ Muss Jesus so einen Satz sagen? Es ist nicht so, dass ich geizig bin oder mich von Dingen nicht trennen kann. Ich bin so wie der Jüngling. Ich behalte viel. So sehr will ich Jesus dann auch wieder nicht nachfolgen.

„Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!“ Besitz und Reichtum bindet Menschen. Man muss den Besitz pflegen, ihn verwalten, und wenn man mal Blut geleckt hat, möchte man ihn in der Regel vermehren. In einer Gesellschaft wie der unseren sind die Besitzenden auch die Bestimmenden, die Angesehenen. Wenn Jesus vom Reich Gottes spricht, dann meint er nicht das Leben nach dem Tod. Das Reich Gottes ist für ihn schon zu Lebzeiten erfahrbar. Was ist es für ihn? Vielleicht diese nicht bezahlbaren Momente des Glücks, tiefe und ehrliche Begegnungen mit Menschen. Eine gute Nachricht, die erleichtert, eine getane Arbeit, von der man glaubte, sie nie zu bewältigen. Reich Gottes ist, wenn mir verziehen wird und wenn Menschen meinen Weg kreuzen und mich weiterbringen. Ein Augenblick, in dem ich genau spüre, dass ich bei mir und im Reinen mit mir bin. Reich Gottes kann sein, wenn wir Neid und Eifersucht ablegen. Ich denke, Sie könnten diese Liste auf Ihr Leben übertragen und erweitern. Warum erfahren die Reichen dann nicht das Reich Gottes?

Ich denke, viele von uns machen sich, manchmal auch unbewusst, zum Sklaven ihres Besitzes. Vielleicht auch ich. Dieses Sklaventum verstellt die Sicht, besondere und heilige Momente im Leben wahrzunehmen, oft nimmt es uns die Dankbarkeit. Glück verdoppelt man, indem man es teilt, sagt ein Sprichwort. Und ob mir das passt oder nicht, mit Reichtum ist es genauso.

Rosemarie Becker („rosemarie.becker@bistum-wuerzburg. de“) ist Religionslehrerin an der Staatlichen Realschule Elsenfeld.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.