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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Ostern mitten im Jahr

Vor etlichen Jahren unternahm eine Pilgergruppe unserer Pfarreiengemeinschaft eine Reise ins Heilige Land. Es war Anfang November und wie bei vielen anderen Gruppen stand ein Gottesdienst auf den Hirtenfeldern von Bethlehem an. Der zuständige Küster führte mich an den Gottesdienstort und als die Gruppe zusammen war, wünschte er uns auf Englisch ein „Frohes Weihnachten“ und zog seiner Wege. Zunächst dachten einige und auch ich persönlich, es handle sich um eine humorige Bemerkungen.

Doch nach dem Gottesdienst war uns bewusst geworden, er hatet es aus tiefster Überzeugung gewünscht. Denn auch wir hatten durch diesen Gottesdienst eine Ahnung des Geheimnisses der Menschwerdung mitten im November erhalten. Seitdem weiß ich, dass sich gewisse Feiertage nicht auf ein bestimmtes Datum festlegen lassen. Eine Gründonnerstagserfahrung mit der Ahnung von Gemeinschaft, aber auch des Abschied - nehmen - müssens, von Verlassenheit und dem Gefühl, von allen verlassen zu sein, kann mir an jedem Tag des Jahres widerfahren. Eine Karfreitagserfahrung mit der Ahnung von Leid, Sterben, Sinnlosigkeit, Ohnmacht und Hilflosigkeit, kann mir an jedem Tag des Jahres widerfahren. Eine Karsamstagserfahrung mit der Ahnung, dass ich zum Nichts-Tun verdammt bin, dass ich eine Wartezeit, eine Grabesruhe aushalten muss, bevor wieder etwas Entscheidendes vorangeht, kann mir an jedem Tag des Jahres widerfahren. Eine Ostererfahrung mit dem Aufbruch neuer Möglichkeit, der Chance, sein Leben neu entfalten zu dürfen, neu anfangen zu dürfen mit Gott, meinen Mitmenschen, meiner eigenen Lebensgestaltung, kann mir an jedem Tags des Jahres widerfahren. Die Erfahrungen, die wir mit den Kar- und Ostertagen verbinden, sind Grunderfahrungen unseres Lebens, unseres Zusammenlebens. In den Tagen zwischen Gründonnerstag und dem Ostermontag werden sie uns nur noch einmal komprimiert in unseren Gottesdiensten vor Augen gestellt. Doch im Grunde sollen wir diese Tage so mitfeiern, wie es uns auch die jüdische Tradition ans Herz legt – dort würde jeder und jede das Pessachfest, das jüdische Osterfest, so feiern, als würde er bzw. sie mit ausziehen aus der Knechtschaft Ägyptens in das gelobte Land. Für uns Christen heißt das entsprechend, wir sollen die Heiligen Drei Tage so feiern, als wären wir direkte Teilnehmer all dieser Ereignisse im Leben Jesu, um aus dieser Mitfeier Kraft zu schöpfen für eine Karfreitagserfahrung mitten im Jahr, wenn ein Schicksalsschlag mein Leben verdunkelt, Trauer mich überfällt, der Tod in mein Leben greift; aber auch Hoffnung, dass mitten im Jahr eine Erfahrung neuen Lebens über mich kommt und ich neue Hoffnung schöpfe, um mein Leben wieder selber in die Hand zu nehmen im Vertrauen auf den Gott des Lebens - meines Lebens.

Wolfgang Kempf
Dekan von Aschaffenburg - Stadt
Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Am Schönbusch