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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Paardynamik

Das Evangelium lädt uns ein, in unserem eigenen Leben immer wieder mit Gottes wundertätigem Handeln zu rechnen.

Gedanken zum Sonntagsevangelium – Geburt des heiligen Johannes des Täufers

Evangelium 

Für Elisabeth kam die Zeit der Niederkunft und sie brachte einen Sohn zur Welt. Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr. Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen. Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt. Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle. Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes. Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen und er redete und pries Gott. Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa. Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war. Das Kind wuchs heran und sein Geist wurde stark. Und Johannes lebte in der Wüste bis zu dem Tag, an dem er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten.
Lukas 1,57–66.80

Viele von uns haben in ihrem Bekannten- oder Verwandtenkreis wohl auch schon einmal hautnah die Not ungewollter Kinderlosigkeit mitbekommen, oft verbunden mit großem psychischem Stress für die betroffenen Paare. Manchmal gar zerbrechen Ehen an diesem Schmerz. Ein solches Paar begegnet uns mit Elisabeth und Zacharias im heutigen Evangelium. Auch sie sehnten sich lange Zeit nach einem Kind und am Ende haben sie wohl selbst gar nicht mehr damit gerechnet, dass ihr Kinderwunsch noch in Erfüllung gehen könnte. Doch genau das geschieht. Sie bekommen einen Sohn und freuen sich.

Spannend und paar-dynamisch hoch interessant verläuft der Prozess der Namensgebung für das Kind. Die anwesenden Nachbarn und Verwandten gehen wie selbstverständlich der Tradition folgend davon aus, dass das Kind, wie der Vater auch, Zacharias heißen soll. Das heißt dem Wortlaut nach "Der Herr hat sich erinnert“.

Für die Anwesenden wahrscheinlich überraschend widerspricht Elisabeth und beharrt mit Entschiedenheit auf dem Namen Johannes. Jetzt wird es richtig spannend: Der stumme Zacharias soll auf einem Schreibtäfelchen Stellung beziehen. Natürlich erwarten die Anwesenden von ihm eine Antwort, die der Tradition folgt. Doch Zacharias schreibt: Sein Name ist Johannes!

Ohne langes Zögern stellt sich Zacharias eindeutig und unmissverständlich auf die Seite seiner Frau und stärkt ihr in dieser heiklen Angelegenheit den Rücken. Nicht, weil Elisabeth "die Hosen an hat“, nicht weil er Angst hat vor ihr. Zacharias hat in dieser Situation eine ganz feine Antenne für die Klugheit, für die Kraft und den Mut und für die Intuition seiner Frau.

Wäre er der Tradition gefolgt, wäre Elisabeth bei der Namensgebung unterlegen. So aber gewinnen beide. Elisabeth bestimmt in ihrer Weitsicht den Namen Johannes und Zacharias profitiert unmittelbar davon, indem er auf einmal wieder Reden kann.

Somit ist dieses Evangelium auch ein emanzipatorisches Evangelium und wir dürfen uns fragen, wo in unserer Kirche, aber auch in der Politik mutige, kluge und weitblickende Frauen ihren gerechten und angemessenen Platz finden.

Das Evangelium lädt uns ein, in unserem eigenen Leben immer wieder mit Gottes wundertätigem Handeln zu rechnen gepaart mit der nüchternen Erkenntnis, dass sich dieses weder herbei flehen noch herbei zwingen lässt. Gott ist immer auch der ganz Andere, der Nahe und der Ferne zugleich. Der zärtlich Liebende und der Unbegreifliche. Diese Ambivalenz müssen wir als Christinnen und Christen aushalten. Johannes also heißt das Kind – Gott ist gnädig.

Ein Ausdruck dafür, dass Gott die beiden Eheleute in den Tagen und Jahren der Not ihrer Kinderlosigkeit nicht vergessen hat und zugleich Ausblick auf den, dem Johannes den Weg bereiten wird, auf Jesus von Nazareth.

Klaus Schmalzl
("klaus. schmalzl@bistum-wuerzburg.de" ist Pastoralreferent und arbeitet als Diözesanrichter sowie als Fachreferent für die Ehe,-Familien- und Lebensberatung.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.