Wir hatten gerade unser Zelt auf einem Campingplatz am See aufgebaut, da hörten wir ein Rauschen, ein mächtiges. Eine Gewitterfront kam über den See auf uns zu. Der Sturm wehte vom Himmel herab. Und ehe wir uns versahen, standen wir im Hagel, hängten uns an die Zeltstangen, um unser Zelt zu retten, die Heringe waren längst herausgerissen vom Sturm. Blitze zuckten über den Himmel. Wasser durchtränkte das Zeltinnere… Als alles vorüber war, saßen wir erschöpft neben unserem zusammengebrochenen Zelt. Die anderen auf dem Campingplatz schauten sich ebenfalls ihre "Schäden" an.
Man sagt ja so: Auf dem Campingplatz kümmert sich jeder um seine eigene "Scholle", sieht nicht nach rechts und links – höchstens mit Beschwerden: Das Zelt bitte nicht so dicht an den Wohnwagen, die Kinder sind zu laut, hier bitte nicht Ball spielen… Wir kannten niemanden, wir waren ja nur auf der Durchreise. Aber nach diesem Gewitter lag ein Geist in der Luft, der aus Menschen eine Gemeinschaft macht. Der Platzwart ging herum, brachte Zange und Klebeband, erkundigte sich, wie er helfen könnte. Die "Nachbarn" zur Linken liehen uns riesengroße Heringe zum Festmachen, falls das Gewitter in der Nacht zurückkommen sollte... Und das Beste: Der Wohnwagen hinter uns öffnete seine schmale Tür, wir wurden eingeladen doch ins Trockne zu kommen. Wir hatten noch Würstchen in der Dose, die teilten wir geschwisterlich und lernten uns kennen, obwohl wir uns nicht kannten auf diesem Campingplatz: Wir fühlten uns verbunden. Wir sprachen nach diesem Gewitter eine Sprache: Wir fragten uns, wie wir uns gegenseitig helfen und unterstützen könnten.
Die Bibel erzählt in der Pfingstgeschichte: Mit dem Rauschen kam auch Feuer vom Himmel und erfüllte jeden mit dem Geist Gottes. Und sie fingen an, in verschiedenen Sprachen zu reden. Es waren Leute aus Mesopotamien da und aus Rom und Kreta und Arabien… Und die Menschen wunderten sich: Obwohl sie alle unterschiedliche Sprachen sprachen, fühlten sie sich verbunden und jeder hörte in seiner eigenen Muttersprache die anderen von den großen Taten Gottes reden.
Pfarrerin J. Haar-Geißlinger, Kleinheubach