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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Sonntagsevangelium – Vierter Fastensonntag

Pflichtgefühl oder Liebe?!

Bin ich eher diejenige, die weit weg von Gott war und wieder zurückkommen möchte? Oder bin ich derjenige, der äußerlich immer da war, sich aber innerlich schon komplett abgewendet hat und anderen gegenüber keine Barmherzigkeit zeigen kann?

Evangelium

In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen. Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweine­hüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner! Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein Fest zu feiern. Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.     

Lukas 15,1–3.11–32

Wir kennen das nur allzu gut: Fehler machen die anderen! Ich selbst bin unschuldig! Die anderen müssen sich bewegen, ich mache doch schon so viel. Oder gewendet auf die fleißigen Kirchgänger: Wir setzen uns für die Gemeinde ein. Uns soll man doch gefälligst dankbar dafür sein! Wir sind diejenigen, die alles am Laufen halten.

So mag vermutlich auch der ältere Sohn im Evangelium gedacht haben. Er hat seinen Vater nie im Stich gelassen, war immer da und hat viel gearbeitet. Umso unverständlicher ist es für ihn, dass sein jüngerer Bruder vom Vater so herzlich begrüßt wird. Sein Bruder hat es sich gut gehen lassen, war jahrelang verschwunden und hat seinen ganzen Erbteil auf den Kopf gehauen.

Wir können die Reaktion des älteren Bruders nur allzu gut verstehen: er wird zornig und bockig und er will partout nicht mitfeiern.

So sind wir Menschen: wir drehen uns um uns selbst. Wir sehen nur unser eigenes Leben statt auf unseren Bruder oder unsere Schwester zu schauen.

Ein Herz voller Liebe und Barmherzigkeit handelt wie der Vater, der sich über die Rückkehr seines Sohnes so sehr freut, dass er alle daran teilhaben lassen will. Und vor allem freut sich der Vater genauso über seinen älteren Sohn. Er sagt ihm, dass alles, was sein ist, genauso ihm gehört.

Es bleibt jedoch offen, ob der ältere Sohn sein Herz öffnen kann. Es bleibt offen, ob auch er die innerliche Umkehr hin zum Vater vollziehen kann. Er war nach außen hin immer da, jedoch nach innen hin war er nicht daheim. Sein Verhältnis zum Vater ist eher von einem Pflichtgefühl statt von Liebe geprägt.

So ermutigt mich die bekannte Erzählung vom barmherzigen Vater und seinen beiden Söhnen, uns in der österlichen Bußzeit als Tochter beziehungsweise als Sohn des Vaters angesprochen zu fühlen: Bin ich eher diejenige, die weit weg von Gott war und wieder zurück kommen möchte? Oder bin ich derjenige, der äußerlich immer da war, sich aber innerlich schon komplett abgewendet hat und anderen gegenüber keine Barmherzigkeit zeigen kann? Innere Umkehr meint beides: äußeres und inneres Bei-Gott-Sein.

Das Gleichnis will mich zu einer persönlichen Entscheidung herausfordern. Die Barmherzigkeit und Fürsorge des Vaters gegenüber beiden Söhnen zeigt mir etwas wichtiges: Gott bevorzugt keinen von beiden. Beide haben die Umkehr nötig. So auch ich – egal ob ich mich heute mehr mit dem jüngeren oder älteren Sohn identifiziere.

So bleibt es an mir, zum Beispiel beim Gottesdienst das Sündenbekenntnis und die Vergebungsbitte von ganzem Herzen auszusprechen und danach zu handeln. Gott kommt mir bei der Reflexion meines Lebens bereits entgegen und schließt mich freudig in seine Arme.

Melanie Jörg-Kluger („Melanie.Joerg-Kluger@bistum-wuerzburg.de“) ist Diözesanrichterin am Bischöflichen Offizialat und zudem als Pastoralreferentin in Würzburg tätig.