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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 16. Mai 2021

Platz-Anweiser

„Kann mal bitte jemand die Welt anhalten? Ich möchte aussteigen – mir ist schlecht!“ Dieser Spruch ist mir vor einiger Zeit auf einer Karte begegnet. Die Welt anhalten – und einfach aussteigen können: Es gibt durchaus Momente, an denen ich mich danach sehne, dass das möglich ist.

Evangelium

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir! Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllte. Aber jetzt komme ich zu dir und rede dies noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.

Johannes 17,6a.11b–19

Momente, in denen alles zu kompliziert wird, mir alles über den Kopf wächst. Momente, in denen ich nicht mehr verstehe, was auf dieser Welt vor sich geht. Momente, in denen das Tempo der Veränderung mich überfordert. Da wäre es doch toll, einfach aussteigen zu können und mich nicht mehr mit den Entwicklungen in der Welt auseinandersetzen zu müssen.

Jesus weiß, dass diese Sehnsucht, einfach aussteigen zu können, auch in seinen Jüngerinnen und Jüngern lebt. Er weiß, dass es für die Christinnen und Christen die Versuchung gibt, der Welt den Rücken zuzukehren und sich aus der Welt zurückzuziehen. Er kennt aber auch die andere Seite der Versuchung im Verhältnis der Christinnen und Christen zur Welt: sich dieser Welt einfach anzupassen und sich nicht am Evangelium, sondern an den Werten der Welt zu orientieren.

In seiner Abschiedsrede nimmt Jesus genau diese Spannung ins Gebet: „Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst.“ Der Platz der Jüngerinnen und Jünger Christi ist mitten in der Welt. Es geht nicht um ein Leben in einer religiösen Sonderwelt, wo die Welt scheinbar noch in Ordnung ist. Es geht nicht darum, sich eine heile Gegenwelt zu erschaffen, wo wir die Mühen und Widersprüche des Alltags vergessen können, wo wir uns unter Gleichgesinnten wohl und sicher fühlen. Nein – unser Platz ist mitten in der Welt, mitten in der Gesellschaft mit all den Problemen, die uns herausfordern.

Und da – mitten in der Welt – werden wir in der Nachfolge Jesu Unverständnis aushalten und Konflikte austragen müssen, da werden wir anecken mit unserer Botschaft, da werden wir Beulen und Schrammen abbekommen. Aber da ist unser Platz – als einzelne Christinnen und Christen, aber auch als Kirche insgesamt. In den Worten von Papst Franziskus: „Mir ist eine ‚verbeulte‘ Kirche, die verletzt und beschmutzt ist, weil sie auf die Straßen hinausgegangen ist, lieber, als eine Kirche, die aufgrund ihrer Verschlossenheit und ihrer Bequemlichkeit, sich an die eigenen Sicherheiten zu klammern, krank ist.“

Bei all den Weichenstellungen für die Pastoral der Zukunft ist das die Frage, die wir uns stellen müssen: Führen diese Veränderungen die Kirche und uns Christinnen und Christen weg vom Leben der Menschen in eine religiöse Sonderwelt, in der wir unter uns sind und uns nur gegenseitig in unserer Frömmigkeit und Heiligkeit bestätigen? Oder führen die Veränderungen uns mehr hinein in die Welt mit ihren Widersprüchen und Herausforderungen, uns näher hin zu den Menschen in all ihrer Vielfalt und Buntheit und näher zu ihrem alltäglichen Leben mit seinen Sorgen und Freuden?

Ich wünsche mir, dass das der Maßstab ist, an dem wir die Zukunft der Kirche auch in unserer Diözese ausrichten. Denn auf diesen Platz mitten in der Welt und mitten in die Welt hat Jesus uns gestellt. Und er hat uns versprochen, dass wir an diesem Platz behütet und bewahrt bleiben.

Diakon Peter Hartlaub ist Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung und Leiter der Betriebsseelsorge im Bistum Würzburg

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt