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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Sinn & Religion am 1. März 2019

Schalom und Helau!

In der "fünften Jahreszeit" steht die Welt auf dem Kopf - bei Juden wie bei Christen, so Dr. Josef Schuster.

In der „fünften Jahreszeit“ steht die Welt auf dem Kopf – bei Juden wie bei Christen. Diesmal heißt es beim Karneval in Düsseldorf sogar: „Gemeinsam jeck!“ Fast drei Wochen später feiern wir Juden Purim, das „jüdische Faschingsfest“ – und das hat eigentlich nichts mit dem christlichen Karneval zu tun. An Purim lesen wir in den Synagogen das biblische Buch Esther und gedenken unserer Errettung aus den Händen eines Königs im alten Persien, der die Juden vernichten wollte (manche denken heute dabei übrigens an das iranische Regime und seinen Hassfeldzug gegen Israel). Den biblischen Sieg, herbeigeführt durch Königin Esther als Werkzeug Gottes, feiern wir mit fantasievollen Verkleidungen, gutem Essen und gerne auch mit einigen Gläsern Wein.  

Der Karneval dagegen galt lange Zeit als Fest der christlichen Mehrheitsgesellschaft – ein „Abschied vom Fleisch“ vor der spirituellen Vorbereitung während der 40-tägigen Fastenzeit auf Ostern. Doch längst feiern nicht nur mehr die Christen Karneval. In Düsseldorf steht am Rosenmontag sogar eine Weltpremiere an: Zum ersten Mal wird ein gemeinsamer Karnevalswagen von Juden, Christen und Muslimen an den Start gehen. Auf dem Wagen werden als Pappmaché-Figuren eine evangelische Pastorin, ein Rabbiner, ein katholischer Priester und ein Imam zu sehen sein.  

Doch ganz neu ist dieser „interreligiöse Karneval“ nicht: Schon 2018 war die Jüdische Gemeinde Düsseldorf mit einem „Toleranzwagen“ beim Rosenmontagsumzug dabei. Auch in Köln wagen sich jüdische Narren aus der Deckung: Linksrheinisch hat sich mehr als 70 Jahre nach Kriegsende wieder ein jüdischer Karnevalsverein gegründet, der „Kölsche Kippa Köpp“. Das Zeichen, das dabei gesetzt wird, finde ich einfach toll: Wir leben gerne in Deutschland und feiern ganz bewusst zusammen mit Christen und Muslimen. Ob wir dabei Kölsch trinken oder lieber alkoholfreie Getränke zu uns nehmen, kann jeder selbst entscheiden.

Und vielleicht kommen ja die schönen Faschingskostüme der jüdischen Karnevalisten beim Purimfest in den Synagogen erneut zum Einsatz? Wir Juden haben zwar keine fünfte Jahreszeit, aber in manchen Jahren einen zusätzlichen 13. Monat, um den Mondkalender mit dem Sonnenkalender in Einklang zu bringen. Dieses jüdische Jahr 5779 ist ein solches Schaltjahr, und deshalb liegt Purim diesmal spät – am kalendarischen Frühlingsanfang.

Aber ganz gleich, nach welchem Kalender wir leben: An Karneval und an Purim können wir die Welt für eine kurze Zeit auf den Kopf stellen. „Gemeinsam jeck“ – vielleicht bald auch in Würzburg? In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen Schalom und Helau – und am 20. März allen, die es feiern, ein frohes Purimfest!

Der Autor Dr. Josef Schuster ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Der Impuls "Sinn & Religion" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.