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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Wochenende am 15. Oktober 2021

Schwerter zu Pflugscharen

Das Wunder, dass aus Krieg Frieden wachsen kann und soll, haben Menschen bereits zu biblischen Zeiten geglaubt, so Pfarrer Max von Egidy.

Laut und klar klingt sie über den Heuchelhof und ruft zu Gebet und Gottesdienst in die Gethsemanekirche, die große Friedensglocke. Von ihrer kurzen und doch ganz besonderen Geschichte möchte ich erzählen:

Der Heuchelhof ist zutiefst von Menschen geprägt, die aus Ost und West zusammengekommen sind. Noch vor 35 Jahren hätte sich niemand vorstellen können, wie wenige Jahre später der Eiserne Vorhang zwischen Ost- und Westeuropa, zwischen Ost- und Westdeutschland fällt. Doch dank der friedlichen Revolution der Menschen in der DDR und manch anderem glücklichen Umstand wurde Deutschland eins und eine neue Heimat auch für Menschen von ganz weit im Osten. Viele kamen aus Rumänien und noch viel mehr aus allen Teilen der Sowjetunion, besonders aus Kasachstan. Seitdem leben auch in der Evangelischen Gethsemanegemeinde Christinnen und Christen gemeinsam ihren Glauben, die ehemals vom sozialistischen Osten geprägt wurden oder die im marktwirtschaftlichen Westen groß geworden sind. Hier wächst zusammen, was zusammengehört.

Da lag die Idee rückblickend auf der Hand, dieses friedliche Wunder erklingen zu lassen. Waffen aus Ost und West sollten zu einer Friedensglocke werden. Im Jahr 1996 wurde die Glocke aus abgerüstetem sowjetischem Waffenmaterial gegossen. Der Klöppel, also das Schlagwerkzeug, wurde aus einem Geschützrohr und einer Mörsergranate zusammengeschweißt. Beides kam aus entschärften Beständen der Bundeswehr. Abgerüstetes Kriegsmaterial aus Ost und West trafen beim Läuten dieser Friedensglocke zu friedlichen Klängen aufeinander.

Dieses Wunder, dass aus Krieg Frieden wachsen kann und soll, haben Menschen bereits zu biblischen Zeiten geglaubt: "Schwerter zu Pflugscharen" heißt es beim Propheten Micha im 4. Kapitel, Vers 3. So durften es Gethsemanegemeinde und zahllose Menschen aus Ost und West erfahren. Wenn die Glocke heute erklingt, dann stiftet sie auch für die Zukunft zum Frieden an.

"Schwerter zu Pflugscharen" war übrigens auch das Motto der Friedensbewegung in der DDR, die maßgeblich zum friedlichen Ende der menschenverachtenden Diktatur beigetragen hat.

Allerdings hat sich der Klöppel aus Waffen der Bundeswehr doch nicht als haltbar genug herausgestellt und musste ersetzt werden. Jetzt wird er am Glockenturm gemeinsam mit einer Informationstafel ausgestellt. Bei einer Abendandacht am Sonntag, den 17. Oktober um 18.30 in der Gethsemanekirche (Strassburger Ring 127, Würzburg Heuchelhof) wird die besondere Geschichte dieser Friedensglocke, begleitet von festlicher Trompetenmusik und natürlich von ihrem vollen Klang, in Erinnerung gerufen.

Max von Egidy, evangelischer Pfarrer an der Gethsemanekirche Würzburg Heuchelhof und stellvertretender Dekan

Der Impuls "Wort zum Wochenende" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.