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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Wochenende am 28. Februar 2020

So, wie alle Menschen

Jüdische Jugendliche möchten ein Teil der deutschen Gesellschaft sein, so Dr. Josef Schuster

Wer eine Umfrage starten würden, wie ein typischer Jude aussähe, der würde – so fürchte ich – nicht zu hören bekommen, dass es kein typisches Aussehen von Juden gibt. Nein, er würde wohl viel mehr hören: alte Männer mit Bärten, Hüten und langen Mänteln. So war es im vergangenen Jahr auch zum Beispiel auf dem Titelbild des Magazins „Spiegel Geschichte“ zu sehen.

Und wer sich jetzt gerade dabei ertappt, selbst die gleiche Assoziation zu haben, dem sei gesagt: Sie gehören vermutlich zur Mehrheit, liegen aber falsch. Dieses Bild von Juden stammt entweder aus einem vergangenen Jahrhundert in Osteuropa oder von ultraorthodoxen Juden im heutigen Jerusalem oder New York. Das heißt, es gibt also Juden, die so aussehen, sie bilden aber weder die Mehrheit, noch sehen alle Juden gleich aus. Solche pauschalen Bilder oder Urteile zu einer ganzen Gruppe sind nie zutreffend, völlig egal ob es sich um Juden, Muslime, Homosexuelle, Hundeliebhaber oder Fußballfans handelt.

Ein ganz anderes Bild des Judentums als es dem Klischee entspricht, wird Anfang März in Berlin zu sehen sein. Am Wochenende 6./7. März treffen sich dort mehr als 1.000 jüdische Jugendliche zu einer Jugendfreizeit, in deren Zentrum eine große Show steht: die Jewrovision. Nach dem Vorbild des Eurovision Song Contests treten dort Jugendgruppen aus jüdischen Gemeinden aus ganz Deutschland auf, die mit Tanz und Gesang um den besten Platz wetteifern. Und statt „France, twelve Points“, heißt es dann „Olam Berlin, zwölf Punkte“. Oder – da bin ich ganz lokalpatriotisch - der Landesverband Bayern „Am Echad“ räumt ab.

Unter diesen Jugendlichen sind schwarzhaarige und blonde, dünne und pummelige, quirlige und verträumte, organisierte und schusselige, solche, die man sich als Schwiegersohn wünscht und welche, die noch etwas Reife brauchen. Sie tragen Jeans oder Jogginghosen, kurze oder lange Röcke und schwärmen für Youtuber, von denen Menschen über 40 noch nie etwas gehört haben. Einige haben Deutsch als Muttersprache, andere Russisch, wieder andere Englisch. Kurz: Es sind ganz normale deutsche Teenager.

Und sie sind jüdisch. Sie erkennen sie nicht am Aussehen, auch nicht an der Sprache. Die Jugendlichen möchten nicht gefragt werden, wo sie herkommen, als seien sie Ausländer. Sie möchten sagen können, dass sie jüdisch sind, ohne deshalb gemobbt zu werden oder sich für die israelische Politik rechtfertigen zu müssen. Sie möchten einfach als Teil der deutschen Gesellschaft akzeptiert werden. Schauen Sie am 7. März mal in den Live-Stream (www.jewrovision.de) – danach würden Sie bei einer Umfrage nach dem Aussehen eines Juden antworten: So, wie alle Menschen.

Der Autor Dr. Josef Schuster ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Der Impuls "Wort zum Wochenende" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.