Das ist eine über 2.500 Jahre alte und doch immer gültige Aufforderung aus dem biblischen Buch des Propheten Jeremia. Worum es dabei geht wird ersichtlich, wenn man die gesamte Bibelstelle betrachtet. Da ist vom Häuserbauen die Rede, vom Bewohnen und Bepflanzen der Gärten und Essen ihrer Früchte. Vom Heiraten und Kinderkriegen. Und dann folgt der Blick vom Einzelnen, von seinem privaten Umfeld auf die Gemeinschaft insgesamt: „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn.“
Jeremia schreibt also nicht: Zieht euch zurück! Hofft, und wartet ab, ob bessere Zeiten kommen werden! Nein, Tatenlosigkeit und eine fromm anmutende Weltflucht kommen nicht in Frage. Jeremia ruft vielmehr dazu auf: Setzt Euch ein! Strebt an, was euch möglich ist! Lebt. Baut. Liebt. Und handelt verantwortlich. Ich bin überzeugt davon: Unser Glaube kann uns zu solchem Tun motivieren.
Philipp Melanchthon, im Reformationsjubiläum etwas zu wenig bedacht, befasste sich schon mit diesen Fragen. Im Jahre 1526 hielt Melanchthon in Nürnberg eine Grundsatzrede über das „Lob der neuen Schule“. Und wir dürfen die Zeilen in ihrer damaligen sprachlichen Form sicherlich auch auf unsere Kindertagesstätten beziehen. „Wer keine Mühe darauf verwendet, dass seine Kinder so gut wie möglich unterrichtet werden, handelt nicht nur pflichtvergessen gegenüber Gott, sondern verbirgt hinter einem menschlichen Aussehen seine tierische Gesinnung. Daher besteht gerade in einer gut geordneten Bürgerschaft ein Bedarf an Schulen, in denen die Jugendlichen, die ja gewissermaßen die Pflanzschule der Bürgerschaft darstellen, ausgebildet werden können.“ Was für eine Formulierung: „Die Pflanzschule der Bürgerschaft“!
Wir können als Christinnen und Christen glaubwürdig die in Jesus Christus offenbar werdende Menschenfreundlichkeit Gottes nur bezeugen, wenn wir selbst das uns Mögliche für eine menschlichere Welt tun. Eines der vielen Beispiele wären unsere christlich verantworteten Kindertagesstätten. Haupt- und Ehrenamtliche engagieren sich hier mit Ihrer Schaffenskraft für die Kinder, Eltern, das ganze Viertel in dem sie wohnen. Sie suchen täglich der Stadt Bestes! Urchristliche Themen in unserer heutigen Zeit sind unter anderem: umfassende Teilhabe, ganzheitliche Inklusion, Bekämpfung von (Kinder)-armut, Gleichberechtigung und Minderheitenschutz.
Es ist eine starke Botschaft. Gestaltend in Stadt und Land mitzuwirken, sich einzubringen, „die Ärmel hochzukrempeln“, für die Menschen „den Gemeinraum“ mitzugestalten. Das ist ein Auftrag, der beflügelnd wirkt. Und diesen Auftrag kann jede und jeder von uns ausführen, an der jeweiligen Stelle, mit ihrem oder seinem Auftrag. Jede/r ist gefragt, mit seiner/ihrer jeweiligen Begabung, mit seiner/ihrer ureigenen Leidenschaft dazu beizutragen.
Was also sollte uns antreiben? Die Gnade, also die Zugewandheit Gottes, auf der unser Leben fußt. Das Bewusstsein für verantwortliches Handeln. Und die Gewissheit, dass wir – trotz all unserer menschlichen Fehlerhaftigkeit – von Gott, dem Schöpfer unserer Welt, beauftragt sind, gemeinsam der Stadt Bestes zu suchen.
Der Impuls "Sinn & Religion" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.