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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

"Trau dich ...!"

Dem ängstlichen Typen begegnen wir im Evangelium. Jesus erzählt für das Reich Gottes eine Geschichte aus der Welt der Spekulanten und Spieler.

Evangelium

In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging: Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Sofort begann der Diener, der fünf Talente erhalten hatte, mit ihnen zu wirtschaften, und er gewann noch fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei dazu. Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kehrte der Herr zurück, um von den Dienern Rechenschaft zu verlangen. Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn! Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn! Zuletzt kam auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Hier hast du es wieder. Sein Herr antwortete ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast doch gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen.

Matthäus 25,14–30

Die Zahlen müssen stimmen. Unterm Strich kommt es auf den Gewinn an. Wer nicht sein Soll erfüllt, steht unter Druck. Verkaufen, Zocken ist angesagt. Der Gewinn steht an oberster Stelle. Hohe Rendite ist gefragt. "Wie hoch ist Ihre Risikobereitschaft?", fragt mich plötzlich der Berater beim Bankgeschäft. "Oder sind Sie eher der ängstliche Typ?"

Dem ängstlichen Typen begegnen wir im Evangelium. Jesus erzählt für das Reich Gottes eine Geschichte aus der Welt der Spekulanten und Spieler. Zwei gehen auf volles Risiko und machen 100 Prozent Gewinn. Wahnsinn! Und der dritte, der Ängstliche, riskiert nichts und geht auf Nummer sicher. Null Gewinn! Nicht einmal ein paar Zinsen. Nichts! Er versagt auf der ganzen Linie. Es folgt der Rauswurf. Keine zweite Chance!

"Weil ich Angst hatte ...", so rechtfertigt er sich. Warum ist er nicht auf den Vertrauensvorschuss seines Herrn eingegangen? Seine Angst hat ihn blockiert. Seine Angst verändert die Beziehung zu seinem Herrn. Weil er Angst hat, sieht er seinen Herrn als harten und brutalen Menschen und übersieht das Vertrauen, das der Herr ihm entgegenbringt. "Angst essen Seele auf", heißt der Titel eines Films. Die Angst lässt mich das Leben verfehlen.

"Wie hoch ist Ihre Risikobereitschaft?" Diese Frage stellt nicht nur der Bankberater. Jesu Botschaft vom Reich Gottes stellt diese Frage. Das Reich Gottes kommt, wo Menschen um des Lebens willen risikobereit sind, dem Leben trauen und vertrauen. "Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist, weil Leben heißt: sich regen, weil Leben wandern heißt. Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand, sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land." So ein Lied von Klaus-Peter Hertzsch, geschrieben für eine Hochzeit und dann 1989 in der Zeit der Wende immer wieder gesungen.

"Was kommt jetzt auf uns zu?", fragen sich viele, wenn es Veränderungen in unserer Kirche, vor allem in den Gemeinden vor Ort, gibt. Wer Angst vor Veränderungen hat, der ist gelähmt, klammert am Alten – da weiß man ja, was man hat. Vergräbt manch einer da nicht seine Talente und seine Hoffnung, dass auch unsere Zeit Gottes Zeit mit uns ist?

Mit den uns gegebenen Talenten das Hier und Heute gestalten, das ist unser Auftrag als Christinnen und Christen. Neues zu wagen, zu riskieren, nicht um des Neuen willen, sondern um Gottes und der Menschen von heute willen. "Trau dich, ein Christ zu sein!", sagte der ehemalige Weihbischof Alfons Kempf bei den Firmungen. "Trau dich!"

Pfarrer Albin Krämer ("albin.kraemer@bistum-wuerzburg.de") leitet die Pfarreiengemeinschaften "Frankenapostel" (Zellingen) und "Retztal" (Retzbach).