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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Kreuzwort am 14. März 2020

Twittern mit Gott

Jeden Tag entdecke ich etwas Neues in der Natur. Überall spitzen kleine grüne Triebe aus dem Boden, an den Bäumen brechen die Knospen auf. Manchmal sind es nur winzige Zeichen, dass das Leben wieder neu beginnt; manchmal ist es richtig spektakulär, wenn etwa die Magnolien mit einem Mal ihre rosarote Pracht entfalten.

Manchmal freue ich mich still; manchmal bin ich ganz begeistert und überwältigt. Im jüdischen Gebetbuch gibt es einen eigenen Segensspruch für das Staunen, wenn man zum ersten Mal im Jahr einen blühenden Baum sieht: „Gepriesen bist du, lebendiger Gott, König der Welt, in deiner Welt fehlt es an nichts; du hast sie mit schönen Bäumen ausgestattet, um uns Menschen Freude zu bereiten.“ Beim Blättern staune ich noch mehr, denn auch für viele andere Momente werden solche kurzen Gebete vorgeschlagen: wenn ich mich morgens anziehe, wenn ich etwas Gutes esse, wenn ich das Martinshorn eines Rettungswagens höre… 100 solche Segensworte soll man pro Tag sagen, so heißt es in der jüdischen Tradition. Schöne, ärgerliche und traurige Momente gleichermaßen kann ich mit diesen kurzen Worten zur Sprache bringen. Mein Staunen, meine Freude, aber auch meinen Schmerz oder meine Angst teile ich mit Gott. Vielleicht ist das ein bisschen wie eine Nachricht auf Twitter?

In der katholischen Frömmigkeit kennen wir das als „Stoßgebet“ - eine spontane Hinwendung zu Gott, ob als Lob oder Bitte, als Klage oder Hilferuf - mitten im Alltag, mitten im Leben. „Hilfgott!“ sagen ja manche Menschen auch heute noch, wenn jemand niest.
Vielleicht sollte ich das wieder mehr einüben und zur Gewohnheit machen, solche Momente im Alltag mit Gott zu teilen. Das stellt mich immer wieder bewusst in die Gegenwart Gottes. Natürlich ist Gott immer da, ob ich daran denke oder nicht. Aber es ist gut, mich ab und zu daran zu erinnern und in Verbindung zu bleiben. Wie eben in den sozialen Netzwerken – einfach zu teilen, was mich gerade bewegt.

Und ganz nebenbei lerne ich dabei, aufmerksamer zu sein. Mir wird mehr bewusst, was ich an einem ganz normalen Tag so alles tue und erlebe – und mit welchen Gefühlen ich darauf reagiere. Ich lerne das Staunen neu, auch über Kleinigkeiten. Ich werde dankbar. Auch in diesem Frühjahr sage ich wieder, wenn die Magnolie aufblüht: „Gepriesen bist du, lebendiger Gott, du schenkst uns so viel Freude!“

Dr. Ursula Silber ist Rektorin im Martinushaus Aschaffenburg

Das Kreuzwort erscheint jeden Samstag im Serviceteil der Lokalzeitung “Main Echo” und online auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.