Haben Sie manchmal auch den Eindruck, dass es gerade zur Ferienzeit die meisten Baustellen auf den Straßen gibt. Im Idealfall regelt eine Baustellenampel den Verkehr, wenn es schlimmer kommt, ist eine Umleitung eingerichtet. So ist es mir vor kurzem erst passiert, dass ich wegen einer Umleitung die mir vertraute Strecke verlassen und eine unbekannte Strasse fahren musste. Da die Umleitungsbeschilderung ziemlich schlecht war, oder ich vielleicht auch ein Schild übersehen habe, kam es am Ende, wie es kommen musste: Ich hatte mich hoffnungslos verfahren, musste anhalten und, mangels Navigationssystems, nach dem richtigen Weg fragen. Mit etwas Verspätung kam ich schließlich aber doch an meinem Zielort an.
Solche Erfahrungen im Straßenverkehr haben für mich durchaus Symbolwert für mein Leben. Neue, unbekannte Wege können Umwege, ja vielleicht sogar auch Irrwege sein. Sie führen uns nicht immer direkt zum Ziel, ja manchmal sogar weg vom Ziel. Auch im Leben heißt es dann, innezuhalten und sich Orientierung zu verschaffen: Wo stehe ich gerade? Wo will ich hin? Bin ich noch auf dem „rechten“ Weg?
Neue Wege zu gehen, bietet aber auch die Chance auf neue Erfahrungen und die Begegnung mit anderen Menschen. Gerade jetzt in der Urlaubszeit können das Viele erleben. Und wie eintönig wäre unser Leben, wenn wir immer nur vertraute Wege gehen und uns nicht hie und da auf neue Wege einlassen würden. Sicher, da gibt es auch die Wege, auf die uns das Leben oder manche Mitmenschen ungefragt zwingen: z.B. der Weg durch eine Krankheit oder durch Trauer und Sorge. Niemand nimmt solche Wege freiwillig auf sich. Und doch, gerade auf diesen Wegen dürfen wir häufig besonders intensiv die Erfahrung von Zuwendung, Hilfe und Begleitet-Sein machen. Gerade in Krisenzeiten des Lebens spüren wir dann aber auch, dass wir immer wieder Wegweiser und Wegbegleiter brauchen, weil wir es alleine nicht schaffen würden. Als Christen wissen wir, dass uns Jesus sein Weggeleit zugesagt hat: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,20)
Und auf diese Zusage dürfen wir uns absolut verlassen. Als unser immerwährendes Lebens-Navigationssystem wird er uns niemals enttäuschen.
Im diesem Sinne wünsche ich uns allen Mut, Kraft und Gottvertrauen für die unbekannten Wege, die vor uns liegen - und natürlich auch immer genügend „Raststationen“ zum Innehalten, Auftanken und Orientieren.
Gabriele Michelfeit
Pastoralreferentin in den Pfarreiengemeinschaften Volk Gottes an Pleichach und Main, Bergtheim und Fährbrück