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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 11. September 2022

Verloren und wiedergefunden

Gott freut sich, wenn sich Menschen, die ihn aus den Augen verloren haben, wieder bei ihm sehen und sich von ihm anschauen lassen. Gott freut sich, wenn ich, nachdem ich den Kontakt zu ihm vernachlässigt hatte, mich von ihm erneut ansprechen und finden lasse. Gott freut sich, wenn du dich verlaufen oder verrannt hattest im Dickicht deiner negativen Gedanken und dir von ihm heraushelfen lässt.

Evangelium

In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen. Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Wüste zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er die Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war! Ich sage euch: Ebenso wird im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben. Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das Haus und sucht sorgfältig, bis sie die Drachme findet? Und wenn sie diese gefunden hat, ruft sie die Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; denn ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte! Ebenso, sage ich euch, herrscht bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.

Lukas 15,1–10

Vor ein paar Jahren habe ich auf einer Reise durch die Schweiz Sankt Gallen besucht. Im dortigen Dom, einem weiten, hellen und barock erstrahlenden Kirchenraum, hat mir vieles das Herz aufgehen lassen. Vor allem die Darstellungen des Verlorenen aus dem Evangelium dieses Sonntags haben mich sehr angesprochen, sie sind noch lebendig vor meinem inneren Auge.

Über den Beichtstühlen waren die einzelnen Szenen plastisch dargestellt; so auch die Frau mit ihrem Geldstück, der Mann mit seinem verlorenen Schaf und die große Wiedersehensfreude des barmherzigen Vaters mit seinen beiden Söhnen, die Jesus direkt im Anschluss an dieses Evangelium erzählt. Nicht zufällig wird ja diese Geschichte als Evangelium im Evangelium bezeichnet, frohe und erfreuliche Botschaft in der gesamten guten Nachricht von der Leidenschaft Gottes für uns Menschen; schließlich kommt in den zehn Versen des Sonntagsevangeliums fünfmal das Wort „Freude“ vor.

So ist das Suchen und die unbändige Freude über das Wiederfinden ein Schlüsselbegriff für das Geheimnis Gottes. Jesus erzählt uns von der hellen Freude Gottes an allem, was Menschen verloren und durch ihr Suchen wiedergefunden haben. Er verdeutlicht damit eine typische Eigenschaft und einen wesentlichen Charakterzug Gottes. Eines seiner Alleinstellungsmerkmale ist diese große helle Freude des Wiederfindens.

Wer von uns kennt nicht Schreck- und Schocksituationen, in denen wir einen Schlüssel, den Geldbeutel oder ein wichtiges Dokument verlegt oder verloren haben? Wie fühlen Sie sich beim Suchen, vor allem wenn es länger dauert, als gedacht? Ich persönlich fange dabei oft an, ärgerlich zu werden und mich selbst zu beschimpfen. Das Suchen selbst nervt und strengt an. Es kostet Zeit und braucht viel Geduld. Umso mehr erleichtert und entspannt es uns, wenn wir das Gesuchte endlich wiedergefunden haben. All diese Begleiterscheinungen nimmt Gott als Suchender auf sich und freut sich wie ein Kind. Er will diese Freude mitteilen und mit anderen teilen, von denen er sich wünscht, dass sie sich mit ihm freuen, wie die Frau mit der Drachme mit ihren Freundinnen.

Gott freut sich, wenn sich Menschen, die ihn aus den Augen verloren haben, wieder bei ihm sehen und sich von ihm anschauen lassen. Gott freut sich, wenn ich, nachdem ich den Kontakt zu ihm vernachlässigt hatte, mich von ihm erneut ansprechen und finden lasse. Gott freut sich, wenn du dich verlaufen oder verrannt hattest im Dickicht deiner negativen Gedanken und dir von ihm heraushelfen lässt. Ein solches Fest des Wiedersehens und Wiederfindens will er mit dir und all denen feiern, die sich dazu einladen lassen.

Was hindert mich, diese Einladung anzunehmen und auf dieses Fest zu gehen, um all das zu genießen, was mir da angeboten, aufgetischt und eingeschenkt wird? Manchmal sind es die raffinierten Festtagsteufel(chen), die sich einschleichen und breitmachen; oder es sind Argwohn, Neid und Missgunst, die anderen ihr Glück nicht gönnen, die Gift versprühen oder anderen in die Suppe spucken, um ihnen die Freude zu verderben. Darum kann ich dir und mir nur raten: Lass dich finden und heimbringen aus deinem verlorenen Glück! Lass dich heimbringen zum großen Fest der Wiedersehensfreude! Lass dich beschenken mit allen Ehren der Gastfreundschaft!

Paul Weismantel ist Domvikar, Spiritual am Priesterseminar und Leiter des Referats Geistliches Leben in der Diözese Würzburg.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.