Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 23. Mai 2021

Verschlossene Türen durchbrechen

Hinter verschlossenen Türen sitzen wir im kleinen Kreis beieinander. Zutritt gibt es coronabedingt nur nach Anmeldung. Einfach so, spontan zum Kreis der Betenden stoßen – das geht nicht. Aber liegt das wirklich nur an Corona? Würden ohne Corona Menschen einfach so zu uns stoßen wollen?

Evangelium

Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Johannes 20,19–23

Hinter verschlossenen Türen – im kleinen Kreis zusammensitzen – unter sich bleiben – die Trauer miteinander teilen über den Tod Jesu – die Unsicherheit über die Zukunft gemeinsam aushalten – zurückgezogen aus Angst vor dem Unverständnis, das da draußen, in der Welt, auf sie wartet. So wird die Situation der Jüngerinnen und Jünger geschildert, über die das erste Pfingstfest hereinbricht.

Diese Situation enthält erstaunliche Parallelen zu unserer heutigen Situation als Kirche, finde ich. Hinter verschlossenen Türen sitzen wir im kleinen Kreis beieinander. Zutritt gibt es coronabedingt nur nach Anmeldung. Einfach so, spontan zum Kreis der Betenden stoßen – das geht nicht. Aber liegt das wirklich nur an Corona? Würden ohne Corona Menschen einfach so zu uns stoßen wollen? Oder haben die Menschen um uns herum das Gefühl: „Da gehöre ich sowieso nicht dazu. Die wollen unter sich bleiben, die Kirchenleute. Die verstehen mich nicht – und ich verstehe sie nicht“? Und wollen wir selber nicht auch viel lieber unter uns bleiben – vereint in der Trauer über die gute alte Zeit, als die Kirchen noch voll und die Menschen noch fromm waren?

Worüber haben die Jüngerinnen und Jünger gesprochen – damals hinter verschlossenen Türen in Jerusalem? Haben sie überhaupt gesprochen – oder haben sie schweigend ihre Trauer, ihre Furcht geteilt? Hatte einer der Jünger den Mut, ganz konkret von sich zu erzählen? Von dem, was ihm fehlt, weil er Jesus nicht mehr bei sich spürt? Von dem furchtbaren Gefühl, alleingelassen zu sein, gott-verlassen? Hat eine der Jüngerinnen erzählt von der Hoffnung, die gestorben ist, da am Kreuz? Von der Hoffnung auf das Reich Gottes, wo die Würde aller Menschen respektiert wird?

Und von der Angst, dass aller Einsatz vergeblich war? Und von der Angst, von der Welt da draußen nicht verstanden zu werden, sich lächerlich zu machen, zum Hassobjekt zu werden? War vielleicht sogar dieses Erzählen der Spalt in der verschlossenen Tür, durch den Jesus eintreten konnte als Lebendiger? Brauchte es nicht dieses Teilen der Erfahrungen von Angst, Trauer, Ohnmacht, Verunsicherung, um dasGeheimnis von Tod und Auferstehung Jesu wirklich verstehen zu können? Um zu erkennen, dass Jesus gegenwärtig ist und lebt? Dass er bei seinen Jüngerinnen und Jüngern bleibt und mit ihnen unterwegs ist zu allen Zeiten?

Und so ist Jesus plötzlich da mitten in der Schar der Trauernden und Resignierten, der Hoffnungslosen und Ängstlichen. Er ist da und schenkt Frieden – inneren Frieden und Versöhnung mit dem Vergangenen und dem Verlorenen. Er ist da und schenkt einen neuen Aufbruch – die Sendung zu den Menschen, denen die Jüngerinnen und Jünger die Botschaft des Evangeliums schulden. Er ist da und schenkt der Gemeinschaft hinter verschlossenen Türen Hoffnung, Mut und Freude. Er schenkt ihnen den Mut, die Türen zu öffnen und hinauszugehen und die Freude an der Begegnung mit den Menschen.

Das ist sein Geschenk an die Jüngerinnen und Jünger – damals und heute: die Heilige Geistkraft. Diese wünsche ich uns allen.

Diakon Peter Hartlaub ist Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung und Leiter der Betriebsseelsorge im Bistum Würzburg

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt