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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Wochenende am 11. September 2020

Verschwörungsmythen

Heute vor 19 Jahren wurden wir Zeugen von unglaublichen Anschlägen: Am 11. September 2001 steuerten islamistische Terroristen entführte Passagierflugzeuge in das Word Trade Center in New York. Viele von uns haben das damals live an den TV-Bildschirmen beobachtet.

Wenn ich jetzt wieder an diese Anschläge denke, bei denen Tausende von Menschen starben, dann fallen mir leider auch Verschwörungsmythen ein, die bis heute überall auf der Welt verbreitet werden. Juden im World Trade Center seien angeblich gewarnt worden und deshalb nicht zur Arbeit erschienen, wird da von „gut informierten“ Kreisen behauptet. Oder, auch ein beliebter Mythos, nicht Islamisten, sondern der israelische Geheimdienst Mossad habe die Terrorakte geplant.

Kommen Ihnen solche Töne bekannt vor? Sind auch Sie in den vergangenen Wochen und Monaten Menschen begegnet, die fest der Überzeugung waren, „die Amerikaner“ oder „die Zionisten“ hätten das Coronavirus entfesselt? Verschwörungsmythen aller Art gehen seit Beginn der Corona-Pandemie viral. Denn Ungewissheit über die Zukunft ist für viele Menschen nicht leicht zu ertragen. Manch einer, der nach einfachen Erklärungen sucht, findet sie in antisemitischen Theorien – im Internet oder auf der Straße.

Das Demonstrationsrecht ist eines unserer höchsten Güter in Deutschland. Aber wohin es führen kann, wenn sich Demonstranten von Extremisten und Antisemiten vereinnahmen lassen, mussten wir am letzten Augustwochenende in Berlin beobachten: Auf den Stufen des Reichstagsgebäudes standen Menschen mit Symbolen der Rechtsextremisten - ein für Demokraten unerträgliches Schauspiel.

Leider erleben Verschwörungstheorien auch in den USA wieder eine Blüte: Jüngstes Beispiel ist die QAnon-Bewegung, deren Anhänger unter anderem ein Feindbild von „liberalen Globalisten“ und „jüdischen Bankern“ verbreiten. Das „Q“-Zeichen dieser Bewegung wiederum taucht bei Corona-Demonstrationen auch in Deutschland auf.

Falls Sie übrigens selbst jemanden kennen, der tatsächlich der Meinung ist, die Juden arbeiteten fieberhaft an einem weltweiten Umsturz oder einer Verbreitung des Coronavirus, können Sie den besorgten Bürger beruhigen: Erstens widerspräche das allen jüdischen Prinzipien, und zweitens sind wir in diesen Tagen mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Am Abend des 18. September beginnt Rosch Haschana, das jüdische Neujahrsfest, kurz darauf folgt Jom Kippur. Wir nutzen diese Feiertage, um abzuschalten von den oft belastenden Nachrichten, um mit der Familie zu feiern und uns auf unsere inneren Stärken zu besinnen. In diesem Sinn wünsche ich uns, Ihnen und unserem Land ein gutes und gesundes neues Jahr 5781!

Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

Der Impuls "Wort zum Wochenende" erscheint wöchentlich auf der Internetseite der Kirche in der Region Würzburg.