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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Wochenende

Volkssport: Zerstreuung

Lernen, sich zu sammeln. Das Leben bekommt dadurch mehr Tiefe und Schönheit, so Pfarrer Hartmut Grosch.

Ich kann mich sehr gut an so manche Sonntage in meiner Kindheit erinnern. Der Sonntag war etwas Besonderes. Es gab eine extra Sonntagskleidung für uns Kinder. Mein Vater trug eine Krawatte. Die Maschinen in unserer Schreinerei liefen nicht und auch sonst ruhte die Arbeit. Die Freizeitangebote waren bei Weitem nicht so umfangreich wie heute. Man ruhte, in der Tat. Das gefiel mir als Kind mit so 10 oder 11 Jahre nicht unbedingt. Ich sollte nicht zu meinem Freund in der Nachbarschaft, denn der Sonntag war Familientag. Da kam es mir auch nicht gelegen, dass mein Onkel und meine Tante zu Besuch kamen. Der gute Kuchen, der für den Sonntag gebacken wurde, schmeckte mir, aber mich mit meiner Tante und meinen Onkel bei einer Tasse Kaffee zu unterhalten, war nicht mein oberster Wunsch. So waren die Sonntagnachmittage in dieser Zeit manchmal lang, um nicht zu sagen langweilig.

Was hätte ich wohl getan, wenn ich ein Smartphone gehabt hätte? Das brauche ich vermutlich nicht näher erläutern. Dieses kleine Gerät gehört inzwischen zu unserem Alltag und jede und jeder von uns weiß, was man damit alles machen kann. Sie vermuten es vielleicht schon. Was stört mich an diesem kleinen unscheinbaren Ding, wo es doch so praktisch ist? Sogar bezahlen kann ich inzwischen damit, also? Ich möchte nicht darauf hinaus, dass Handystrahlung unser Gehirn schädigen kann, weil Giftstoffe die Blut-Hirn-Schranke durchdringen können oder nach einer neue Studie Sendeanlagen auf Schüler:innen an Schulen das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 erhöhen. Trotz wissenschaftlicher Studien ist es doch eher die innere Einstellung, ob wir solche Ergebnisse ernst nehmen oder nicht.

Wo ich vor allem einen Bedarf an Bewusstseinsbildung sehe, ist das Thema „Sammlung“. Die kindliche Seele ist noch sehr viel gesammelter als die der Erwachsenen. Das Smartphone bietet Kindern tausendfache Möglichkeiten, sich abzulenken. Durch die stetige Ablenkung lernen sie aber auch immer weniger bei sich zu sein, sich zu sammeln. Gesammelt zu sein ist nicht nur eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Lernen, sondern besonders für eine gesunde Kinder- und später auch Erwachsenenseele. Bei sich sein zu können, auch wenn das Leben gerade nicht so viel Spaß macht oder auch langweilig ist, wie zum Beispiel an manchem Sonntag meiner Kindheit kann eine wichtige Voraussetzung dafür sein zu lernen, sich zu sammeln. Das Leben bekommt dadurch mehr Tiefe und Schönheit.

Hartmut Grosch ist evangelischer Pfarrer und Krankenhausseelsorger am Universitätsklinikum Würzburg.