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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Betrachtung zum Sonntagsevangelium – Fünfter Sonntag der Osterzeit

Was bleibt, wenn du gehst?

Was bleibt, wenn du gehst? – Diese Frage wurde mir vor einigen Jahren auf einem gelben Notizzettel geschenkt. Seither begleitet sie mich. Es ist eine offene Frage. Ich kann sie mir im kleinen Rahmen stellen, zum Beispiel wenn ich jemanden besucht habe: Was bleibt von mir zurück, wenn ich wieder heimgehe?

Evangelium

Als Judas vom Mahl hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.

Johannes 13,31–33a.34–35

Welche Worte, welche Eindrücke bleiben im Gedächtnis?

Andererseits kann es sich um die große Frage des Lebens handeln: Was bleibt, wenn du einmal von dieser Erde gehst? Woran wird man sich erinnern? Was hast du bewegt, verändert, hinterlassen?

Gerade bei Trauergesprächen versuchen die Angehörigen genau das in Worte zu fassen. Sie schaffen es oft erstaunlich gut. Meist erzählen sie kleine Begebenheiten aus dem Familienleben oder typische Aussprüche des Verstorbenen. Eben das, was sich ihnen eingeprägt hat. Dadurch bekomme ich in erstaunlich kurzer Zeit einen lebendigen Eindruck, wie dieser Mensch war und was ihm am Herzen lag. Die Trauernden versammeln dabei ganz von selbst das, was bleibt, was ihnen von diesem Menschen hinterlassen wurde, was ihnen fürs eigene Leben wichtig wurde.

Vor dieser Frage stehen auch Jesus und die Johannes-Gemeinde. Jesus geht zum Vater. Sie fragen: Was bleibt, wenn du gehst? Drei Sonn­tage hintereinander hören wir nun Ausschnitte aus den Abschieds­reden Jesu. Am Abend vor seinem Tod gibt er den Jüngern sein Vermächtnis mit auf den Weg. Was er hier sagt, das soll in Erinnerung bleiben. Daran soll sich die Gemeinde orientieren und festhalten können, wenn er beim Vater ist.

Wie wäre es, wenn Sie vor diese Frage gestellt wären? Wie würden Sie einen lebendigen Eindruck davon vermitteln, wer Jesus war und was ihm am Herzen lag? Von welchen Begebenheiten und Worten aus seinem Leben würden Sie unbedingt erzählen wollen?

Vermutlich würden Sie vor allem das benennen, was Ihnen an Jesus persönlich bedeutsam geworden ist. So geschieht es auch im Johannesevangelium.

Gleich am Anfang der Abschieds­reden steht daher das Liebesgebot. Es ist geblieben – bis heute. In unserem Gedächtnis ist es tief verankert, allerdings wohl eher in der Version, die von den drei anderen Evangelisten überliefert ist: Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst. Im Johannesevangelium ist der Akzent des Liebesgebots etwas anders: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“

Nicht die Liebe zu sich selbst, sondern die Liebe, die Jesus vorgelebt hat, ist im Johannesevangelium ausschlaggebend für den Umgang miteinander. Kurz bevor Jesus das sagt, macht er seine Liebe anschaulich: Er wäscht seinen Jüngern beim Abendmahl die Füße. Mir hilft dieses ganz konkrete Vorbild Jesu. Es hilft mir manchmal, über mich selbst hinauszuwachsen, weil ich mich an ihm orientieren kann. Sein Handeln gibt mir dann Ideen für mein Handeln.

Was bleibt, wenn du gehst? Was Jesus betrifft, hat er mit dem Liebesgebot und der Fußwaschung Bleibendes hinterlassen. Es ist nicht nur rückwärtsgewandte Erinnerung. Was er damals sagte und tat, bewegt und inspiriert bis heute Menschen, in seinem Sinn zu handeln. Was bleibt, wenn du gehst? Was uns betrifft, ist die Antwort noch offen. Jeden Tag versuchen wir darauf eine gute Antwort zu geben, indem wir versuchen zu lieben, wie Jesus geliebt hat. Ich wünsche uns dabei gutes Gelingen.

Katja Roth („katja. roth@bistum-wuerzburg.de“) ist koordinierende Leiterin der Pfarreiengemeinschaft Christus Immanuel und Sprecherin der Pastoralreferentinnen und -referenten.