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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Sonntagsevangelium –22. Sonntag im Jahreskreis

Was Gerechte auszeichnet

Ein guter, ein aufmerksamer zwischenmenschlicher Umgang ist Basis jeden Zusammenseins. Und hier hat Jesus sie, die missgünstigen Beobachter, am Wickel. Er durchschaut sie.

Evangelium

Jesus kam an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Da beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, erzählte er ihnen ein Gleichnis. Er sagte zu ihnen: Wenn du von jemandem zu einer Hochzeit eingeladen bist, nimm nicht den Ehrenplatz ein! Denn es könnte ein anderer von ihm eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Vielmehr, wenn du eingeladen bist, geh hin und nimm den untersten Platz ein, damit dein Gastgeber zu dir kommt und sagt: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Dann sagte er zu dem Gastgeber: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich wieder ein, und dir ist es vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.
Lukas 14,1.7–14    

Das aktuelle Evangelium enthält ein Gleichnis, das zur Bescheidenheit mahnt. Aber um welche Bescheidenheit geht es hier? Und warum kann Jesus nicht einfach an einer sabbatgemäßen Tischgemeinschaft teilnehmen, ohne Belehrendes von sich zu geben?

Nun, wir erfahren gleich im ersten Vers, dass Jesus belauert, genau beobachtet wird. Daraufhin nimmt Jesus das Verhalten der Gäste und des Gastgebers selbst genauer in Augenschein. Jesus bringt die unangenehme Tatsache, dass er belauert wird, nicht zur Sprache, dennoch hält er seinen Beobachtern einen Spiegel vor.

Er spricht ein Prinzip an, das dieser pharisäisch geprägten Gesellschaft wohlbekannt ist: das antike „Ehre-und-Schande-Prinzip“. Allen Anwesenden ist klar, wie schrecklich peinlich es doch ist, wenn man gebeten wird, einen vom Rang her niedrigeren Platz einzunehmen.

Da dies allen bekannt ist, erscheint die Belehrung unnötig, ja fast unsympathisch. Außerdem spricht sich das Lukasevangelium immer gegen diesen antiken Ehrenkodex aus. Den damals Anwesenden ist aber sicherlich die etwas andere Betonung dieses traditionellen Prinzips aufgefallen: Es geht Jesus um Bescheidenheit, um die richtige Einschätzung seiner selbst innerhalb einer Gemeinschaft.

Spätestens in dem Augenblick, in dem Jesus den Gastgeber ebenfalls in die Pflicht nimmt, ist der Bruch mit dem alten Ehre-Schande-Denken offensichtlich. Die Aufforderung, Arme, Lahme, Krüppel ...

(Lk 14,13) einzuladen, die ihrerseits eine Einladung nicht erwidern können, bringt Bescheidenheit ganz im lukanischen Sinne auf den Punkt: Es gibt so viel mehr und bedeutenderes als den eigenen Rang, als das Prinzip der gesellschaftlichen Rangordnung überhaupt!

Ein guter, ein aufmerksamer zwischenmenschlicher Umgang ist Basis jeden Zusammenseins. Und hier hat Jesus sie, die missgünstigen Beobachter, am Wickel. Er durchschaut sie. Und er weiß, dass sie mittlerweile wissen, dass er sie durchschaut hat; wie überaus peinlich!

Ich kann mir die eingetretene Stille sehr gut vorstellen, die Jesu Mahnung inmitten dieser Tischgemeinschaft ausgelöst haben muss. Sehr elegant zeigt Jesus, dass er die Gedanken der anderen kennt, und er stellt sie durch seine Aufforderung zur echten Bescheidenheit provokant infrage: Ihr meint, mich belauern zu sollen? Ihr meint, mir einen bestimmten Platz zuweisen zu dürfen? Ihr meint, eure Rangordnung auf Gott und sein Gesetz übertragen zu können?

Schön, dass Jesus zum Schluss die „Auferstehung der Gerechten“ ins Spiel bringt, denn so lässt er einerseits die Erbärmlichkeit dieser Situation hinter sich, und andererseits macht er den Sack zu. Die „Gerechten“ sind die, die auf Gott vertrauen, die wissen, was Bescheidenheit ist. Die Gerechten sind dankbar für ihren Platz, ihre Rolle im Leben, auch wenn diese Rolle oder jener Platz nicht immer einfach auszufüllen, anzunehmen sind.

Für Jesus ist klar, „die Auferstehung der Gerechten“ ist weder fern noch entrückt, sie ist persönlich und gesellschaftlich im Hier und Jetzt angesiedelt. Die „Auferstehung der Gerechten“, sie beginnt und gedeiht in Bescheidenheit, wie Lukas sie meint. Das Fühlen, dass es etwas viel Größeres und Bedeutenderes als mich gibt, lässt mich selbst an dessen Größe teilhaben, heute, morgen, alle Zeit.

Patrizia Sormani („patrizia.sormani@ bistum-wuerzburg. de“) ist Pastoralreferentin und Gemeindeleitung der Gemeinde St. Josef der Bräutigam in Schweinfurt.