Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 1. Januar 2023

Weihnachten – laut bezeugt und still empfunden

Ein kleines Gedankenexperiment: Was wäre gewesen, wenn die moderne Technik schon zu biblischen Zeiten so weit gewesen wäre wie heute? Was hätten die Hirten wohl so alles in den Social-Media-Kanälen gepostet?

Evangelium

In jener Zeit eilten die Hirten nach Betlehem und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war. Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde. 

Lukas 2,16–21

Sicherlich wären ganz viele Menschen zwischen den Golanhöhen und dem Toten Meer und möglicherweise noch in Ägypten auf das Ereignis aufmerksam geworden, das da in dem kleinen Ort Bethlehem geschehen ist. Die Hirten hätten gewiss die Menschen ihrer Zeit daran teilhaben lassen, wie ihnen die Engel auf den Feldern erschienen sind. Sie hätten wahrscheinlich auch Fotos gemacht, als sie – wohl teils mit, wohl teils ohne ihre Herden – sich auf den Weg zum Stall machten. Und sicherlich wäre auch der Friedenswunsch der Engel tausendfach von den Followern kommentiert worden.

Ob da wohl der eine oder andere Beitrag von der Besatzungsmacht Rom zensiert worden wäre? Hätte sich später ein Hirte im Kerker wiedergefunden, wegen der Ver­breitung staatsgefährdender Parolen? Nun, das bleibt spekulativ. Auf jeden Fall konnten die (wohl eher extrovertierten) Hirten das, was sie in der Weihnachtsnacht erlebt hatten, nicht für sich behalten, und alle, die ihnen zuhörten, waren – je nach Übersetzung – erstaunt beziehungsweise verwundert über den Bericht der Stallbesucher. Manchmal muss einfach raus, was mich beschäftigt.

Ganz anders verhält sich Maria. In ihrer (wohl eher introvertierten) Art lässt sie die Geschehnisse ganz nah an sich heran. Was da rund um die Geburt ihres Sohnes geschieht und auch, wie darüber geredet wird, geht ihr unter die Haut. Sie merkt es sich und je nach Übersetzung bewahrt sie es in ihrem Herzen oder denkt darüber nach.

Zu gerne wüsste ich, was wohl in Maria vorging an diesem besonderen Tag. Wie sie die Geburt ohne medizinische Hilfe verkraftet hat und in welcher Weise ihr Josef eine Hilfe sein konnte oder auch nicht. Ob ihr wohl der Besuch der Hirten kurz nach der Geburt zu viel wurde? Hätte sie es dann fertiggebracht, dies auch zu äußern?

Ich weiß es nicht und kann nur Vermutungen anstellen. Der Evangelist Lukas lässt mich auf jeden Fall mit diesen Fragen alleine. Und eigentlich geht mich ja das Innenleben Mariens nichts, aber auch wirklich gar nichts an. Es langt, wenn sie sich Josef anvertraut bei all den Turbulenzen, wenn ein Kind geboren wird.

Einerseits die erzählenden Hirten, andererseits die stille Maria. In diesem kleinen Abschnitt des Evangeliums sehe ich zwei Möglichkeiten, mit der Weihnachtsbotschaft umzugehen: Ich kann wie die Hirten anderen Menschen erzählen, was mich an Weihnachten in Bewegung bringt, und ich kann wie Maria die vielen Worte der Heiligen Nacht ganz tief in mich eindringen und dann wirken lassen.

Ich glaube, dass es beides braucht: Das Geheimnis von Weihnachten sollte auf jeden Fall geteilt und weitererzählt werden. Und es braucht Zeiten der Einkehr und der Ruhe, um dem Geheimnis der Geburt Jesu mit Herz und Verstand auf die Spur zu kommen. Und eines will ich noch von den Hirten lernen: Gott zu loben und ihm zu danken für das, was ich erleben und hören darf.

Stephan Tengler
Pastoralreferent in der Pfarreiengemeinschaft „St. Franziskus am Steigerwald“ und im Pastoralen Raum Gerolzhofen

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.