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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Kreuzwort am 21. August 2021

Wem tut wieviel Macht gut?

Staat und Religion, Thron und Altar – das ist ein schwieriges Feld. Auf beiden Seiten gibt es Ängste vor allzu großem Einfluss der anderen Seite.

Aus der Geschichte kennen wir leider genügend Beispiele, welche Schäden eine monopolisierte Machtfülle anrichten kann. Diktaturen auf der einen Seite, religiöse Herrscher in „Gottesstaaten“ auf der anderen. Gut, dass es bei uns ein klares institutionelles Trennungsgebot gibt. Dennoch bleibt immer die Gefahr der Übergriffigkeit, der Vereinnahmung und der Instrumentalisierung der anderen Seite bestehen.

Ende letzten Jahres wurde das Berliner Stadtschloss mit dem Humboldt Forum eingeweiht. Während des Baus gab es heiße Diskussionen um das Kuppelkreuz und die darunter verlaufenden Inschrift aus zwei Bibelzitaten: „Es ist in keinem anderen Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn der Name Jesu, zur Ehre des Vaters, dass im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind“. Diese Inschrift hätte wegbleiben sollen, wird kritisiert, habe sie doch einst einen Herrschaftsanspruch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. begründet.

Andere sehen einen Widerspruch zwischen dem hier ausgedrückten absoluten christlichen Machtanspruch und dem Programm des Humboldt Forums als offener Ort für den weltweiten Austausch von Kultur und Wissenschaften. Aber ist es zwingend so, der König nur seine Machtposition stärken wollte und dazu diese Bibelworte machtpolitisch missbraucht hat? Er war immerhin persönlich ein tief gläubiger Mensch. Grundsätzlich stellt sich die Frage, in welcher Weise z.B. Politiker und Politikerinnen heute überhaupt ihrem Glauben Ausdruck verleihen können und dürfen.

Schade, dass Sinn und Zusammenhang des Bibelzitats kaum berücksichtigt werden. Denn nicht vor der Kirche oder dem Christentum sollen sich alle Menschen beugen, sondern allein vor Jesus Christus. Das ist ein großer Unterschied! Zudem heißt es im Zusammenhang von Philipper 2,6-11, dass Christus sich zunächst freiwillig erniedrigt und sich aller Macht entledigt hat. Gott gefiel es also, einem ohnmächtig am Kreuz Hingerichteten den größten Namen zu geben und durch ihn Heil zu schenken. So verkündigt es die christliche Kirche ohne äußere Machtmittel. Übrigens: Beim Berliner Stadtschloss hat sich schließlich der Denkmalschutz durchgesetzt: Er erlaubte keine Kompromisse bei der originalgetreuen Wiederherstellung des Gebäudes. Sowohl der Staat als auch die Kirche sollten immer wieder selbst klarmachen, was ihr Auftrag und ihre Grenze ist.

Dekan Till Roth, Lohr a. Main