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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 23. August 2020

Wer ist Gott für uns und wer sind wir für Gott?

Manche Glaubensaussage ist im Laufe der Jahrhunderte so selbstverständlich geworden, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken. Gott ist Mensch geworden. Gott ist Liebe. Jesus ist Erlöser. Was bedeutet das eigentlich für mich, für mein konkretes alltägliches Leben?

Evangelium

In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein. Dann befahl er den Jüngern, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei.    

Matthäus 16,13–20

Oft ist nichts mehr zu spüren von der tiefen Provokation, die darin steckt. Die frühen Christen dagegen waren ständig damit konfrontiert: „Dieser Jesus da, der mit Freundinnen und Freunden durch die Lande zog, Festmähler hielt, sich mit Armen und Ausgestoßenen, Sündern und Dirnen zusammentat und der dann in Jerusalem wie ein Verbrecher hingerichtet wurde, der soll der Messias sein, der lang ersehnte Erlöser? Das glaubt ihr doch wohl selbst nicht!“

Damals war der Glaube der Christen überhaupt nichts Selbstverständliches. Doch ist er das heute? „Das glaubt ihr doch wohl selbst nicht!“, denkt vermutlich auch heute so manch einer über uns Christen. „Was glaubt ihr denn eigentlich?“ Ja, was glaube ich? Was würde ich auf Jesu Frage antworten: „Für wen hältst du mich?“

Der Verfasser des Matthäus-Evan­geliums will den Menschen in seiner Gemeinde Mut machen. Er will sie unterstützen, um ihren christlichen Glauben leben, begründen und gegen die vielfältigen, zum Teil aggressiven Angriffe verteidigen zu können. Und das war nicht leicht als kleine Gruppe in einer von kultureller und religiöser Vielfalt geprägten Großstadt, wahrscheinlich im nördlichen Grenzgebiet Judäas zu Syrien. Der Text dieses Sonntags bildet das Zentrum, gewissermaßen den Höhepunkt des Matthäus-Evangeliums. Er verbindet die beiden Hauptteile, zum Einen Jesu erfolgreiches Wirken, faszinierende Heilungen, begeisternde Reden, kluge Dispute, zum Anderen seinen Weg nach Jerusalem, hin zu Leid und Kreuz. Beides gehört zu Jesus und zum christlichen Glauben.

Wer ist Jesus von Nazareth für uns? Und wer ist Petrus für Jesus? Das sind die beiden zentralen Fragen des Textes. Petrus wird hier – wie häufig im Matthäus-Evangelium – beispielhaft für alle Jünger, alle Christen, ja alle Menschen angesprochen. Hinter beiden Fragen steht das grundlegende Thema der Botschaft Jesu: die Beziehung zwischen Gott und Mensch. Wer ist Gott für die Menschen und wer sind wir für Gott?

Jesus ist der Messias, der Gesalbte, der uns Rettung und Heil bringt, lautet die Antwort des Petrus, und so lautet auch eines der frühesten Glaubensbekenntnisse der Christen. Jesus ist die Antwort Gottes auf die Sehnsucht der Menschen. Und Pet­rus? Er ist, so die überraschende Antwort Jesu auf die zweite Frage, für ihn der Fels, das standfeste Fundament. Dieser oft so wankelmütige Petrus, der uns im Evangelium mit seiner faszinierenden Stärke und Entschiedenheit und ebenso mit all seinem Zögern, Zweifeln, Versagen gezeigt wird, ein Mensch eben wie du und ich, dieser Petrus erhält die Schlüsselgewalt des Himmelreiches.

Gibt es ein schöneres Bild für die hohe Würde, die Gott uns Menschen zuspricht? Die überraschend enge und liebende Beziehung zwischen Gott und Mensch ist Grund­lage des christlichen Glaubens. Da ist kein Gott, vor dem wir Angst und Furcht haben müssten, vor dem wir geduckt und bedrückt als Unter­tanen dastehen müssten.

Da ist vielmehr ein Gott, der uns Menschen liebt, und zwar so sehr, dass er in Jesus selbst zu einem von uns wurde. Das, so scheint mir, ist doch wirklich ein Glaube, der Hoffnung und Leben schenken kann, auch noch nach 2000 Jahren.

Wolfgang Scharl ist Landvolkseelsorger der Diözese Würzburg und Präsident des Weltverbandes Katholischer Landvolkbewegungen

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.