Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Kreuzwort am 22. Februar 2020

Wie begegnen wir solchem Hass?

Entsetzen, Schock und Trauer haben ganz Deutschland erfasst angesichts des furchtbaren Attentats in Hanau. Zehn Menschen wurden aus einer verwirrten, hassenden Gesinnung heraus getötet und weitere verletzt. Es ist unfassbar und – auch weil es für die Leser dieser Zeitung so nah nebenan passierte – unheimlich. „Eine solche Tat macht den Menschen Angst“, meinte der hessische Innenminister. „Rassismus ist ein Gift, Hass ist ein Gift“, äußerte die Bundeskanzlerin. Wie können wir mit dieser Angst umgehen? Welchen Schutz haben wir gegen solches Gift?

Ich möchte versuchen, hier als Christ und Pfarrer Antworten zu geben. Das ergänzt die Antworten, die man als Vertreter des Staates oder ganz allgemein als Bürger geben kann wie: Sicherheitsvorkehrungen verstärken, mehr Polizeipräsenz, Zivilcourage zeigen, die eigene Verantwortung für eine freie, friedliche Gesellschaft wahrnehmen, eine klare Haltung zeigen gegenüber allen extremistischen, menschenfeindlichen Einstellungen. Auch die Kirchen haben in diesem Sinne Positionspapiere und Arbeitshilfen herausgegeben. 

Am wichtigsten finde ich beinahe, dass der Glaube an Christus eine Quelle ist, die auch der größten Angst zu begegnen vermag: „In der Welt habt ihr Angst; aber ich habe die Welt überwunden“, sagt Jesus. Es ist fatal, wenn die Angst handlungsleitend wird. In kritischen Situationen ist der Glaube deshalb der beste Gefährte eines vernunftgeleiteten Handelns. Und eine Schweigeminute verbindet nicht nur Menschen im Schockzustand auf heilsame Weise, sondern ist bereits ein konstruktiver Weg, mit der Angst umzugehen. Was die Schweigeminute für die Zivilgesellschaft ist, bedeutet das Gebet für die Christenheit. Im Gebet kann ich meine Angst vor Gott aussprechen, meine Fassungslosigkeit klagen, die Warum-Frage hinausschreien, aber auch bitten für mich, für die Angehörigen der Opfer, ja sogar für alle Fehlgeleiteten.

Eine weitere Antwort sehe ich in der Bedeutung der Gemeinschaft. Es ist wichtig, dass wir uns nicht zurückziehen in Cliquen von Gleichgesinnten oder gar nur über soziale Netzwerke kommunizieren, anstatt von Angesicht zu Angesicht. Der Täter von Hanau war ein Einzelgänger. Der christliche Glaube führt in die Gemeinschaft, ja er verbindet die Gläubigen über alle sonstigen nur denkbaren Unterschiede hinweg. Das wirksamste Gegengift gegen Rassismus und Hass ist darum wohl das christliche Menschenbild, das den Menschen bei aller Vielfalt und Unterschiedlichkeit eine im Tiefsten verbindende Gemeinsamkeit zuschreibt: nämlich die Ebenbildlichkeit Gottes, das heißt die Würde jedes Menschen, Repräsentanten Gottes auf dieser Erde zu sein!

Durch die Sünde entstehen die widerlichsten Formen von die Menschenfamilie verachtenden und spaltenden Ideologien. Aber durch Christus wird der Mensch erneuert, so dass er im Mitmenschen wieder Gottes geliebtes Geschöpf sieht. Ja, durch den Glauben an Christus treten alle menschlich-irdischen Unterschiede in den Hintergrund angesichts der allen gleichermaßen geschenkten Gnade Gottes.

Till Roth, Dekan in Lohr am Main

Das Kreuzwort erscheint jeden Samstag im Serviceteil der Lokalzeitung “Main Echo” und online auf der Internetseite der Region Aschaffenburg.