Damit gelange ich ganz nah zu mir selbst. Fragen tauchen auf aus der Tiefe meiner Seele: Welchen Sinn hat mein Leben? Was war am Anfang des Lebens? Was kommt nach dem Tod? Wie gelingt es, zu vertrauen, zu hoffen, zu glauben, zu lieben?
Je, älter ich werde, umso häufiger bemerke ich, dass es mich krank macht, Konflikte zu verdrängen oder unbearbeitet zu lassen. Dass ich unzufrieden bin, wenn Gespräche und Kontakte oberflächlich bleiben. Dass ich einsamer werde, je egoistischer ich handle. Gott sei Dank aber erfahre ich auch, dass Vertrauen mich und Andere stärkt. Dass der Glaube an Gott und seine Welt die Angst besiegt und zu neuen Leidenschaften ermutigt. Dass der Weg vom Ich zum Du spannend ist.
Vertrauen ist der Anfang.
Manchmal vertraue ich jemandem blind, nur weil ich den Klang seiner Stimme höre. Sie tut mir gut, ohne den Menschen zu kennen. Ich verlasse mich darauf, dass gut gehen wird, worauf ich mich bei ihm einlasse. Ob es so sein wird, weiß ich nicht. Vielleicht wird mein Vertrauen missbraucht. Andere kennen wir besser. Bei ihnen wissen wir, ich kann ihm, ihr vertrauen.
Bei Gott ist das anders.
An Gott glauben heißt: Vertrauen lernen. Wenn ich Gott zutraue, dass er mit all dem, was er geschaffen hat, etwas Gutes will, fällt mir der Glaube an das, was im Leben wirklich zählt, leichter. Es bleiben mancherlei Ungewissheiten, Fragen und Zweifel. Es bleiben mancherlei Schmerzen, Leid und Not. Trotzdem kann ich das Leben lieben, mich über den neuen Tag freuen, weiß ich wofür ich lebe.
Es hat seinen Sinn!
Wenn ich nicht allein für mich lebe, sondern auch für meine Mitmenschen. Wenn ich nicht allein auf mich geworfen bin mit meinen Fragen, sondern mich vertrauensvoll an ihn wenden kann. Statt auf Wunder zu warten, sollten wir manchmal mehr Vertrauen haben.
Peter Kolb, Pfarrer