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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 26. September 2020

Zwei Söhne, zwei Worte – und Jesu Sympathie

Wem Jesu Sympathie im Evangelium vom Weinbergsbesitzer gilt, macht er mit seinen Worten wirklich mehr als deutlich.

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus zu den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes: Was meint ihr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zum ersten und sagte: Mein Kind, geh und arbeite heute im Weinberg! Er antwortete: Ich will nicht. Später aber reute es ihn und er ging hinaus. Da wandte er sich an den zweiten und sagte zu ihm dasselbe. Dieser antwortete: Ja, Herr – und ging nicht hin. Wer von den beiden hat den Willen seines Vaters erfüllt? Sie antworteten: Der erste. Da sagte Jesus zu ihnen: Amen, ich sage euch: Die Zöllner und die Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr. Denn Johannes ist zu euch gekommen auf dem Weg der Gerechtigkeit und ihr habt ihm nicht geglaubt; aber die Zöllner und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt es gesehen und doch habt ihr nicht bereut und ihm nicht geglaubt.   

 Matthäus 21,28–32

Ein ganz schön raffinierter Schachzug, den Jesus in seiner Erzählung vom Weinbergsbesitzer und seinen beiden Söhnen ausspielt: Nicht der zunächst brav erscheinende Ja-Sager wird zum Vorbild, sondern der, der erst mal störrisch Nein sagt. Wie so oft im Leben trügt nämlich der äußere Schein. Und der erste Eindruck ist nicht selten falsch.

Also: nochmal genauer hingeschaut! Im Leben. Und auch in diesem Gleichnis.

Höflich ist er, der Ja-Sager-Sohn. Seinem Vater lächelt er freundlich zu, nickt fleißig und verspricht seine Hilfe. Selbstverständlich. Wer freundlich ist und schnell zustimmt, den*die lässt man in Ruhe. Dass dann den Worten keine Taten folgen? Was soll‘s – oft wird das doch gar nicht bemerkt. Schöne Worte sind einfach wie eine nette Verpackung. Wer schaut da denn schon nochmal genauer hin?

Unbequem ist er, der Nein-Sager-Sohn. Seinen Unwillen posaunt er schnell heraus. Und wieder hört der Vater nur ein Nein. Selbstverständlich. Doch so muffelig und ablehnend der Sohn oft daherkommt, so passiert es doch auch, dass er sich eines besseren besinnt: seine Ablehnung überwindet und sich solidarisch zeigt. Meist sogar unbemerkt. Wer schaut da denn schon nochmal genauer hin?

Ich schau jetzt genauer hin. Denn es gibt sie überall, diese beiden. In Familie und Freundeskreis, auf der Arbeit, in Kirche und Welt. Diejenigen, die sich einschmeicheln und herumtönen, aber nicht tun, was sie sagen. Und die, die skeptisch und zurückhaltend erst mal Nein sagen, im Herzen aber voller Zuneigung und Solidarität sind und richtig zupacken können. Wem Jesu Sympathie gilt, macht er mit seinen Worten wirklich mehr als deutlich. Ich will heute noch genauer hinschauen. Und zwar bei mir. Denn ich kenne beide Söhne in mir selbst. Ich bin ein initiativer Mensch, weiß gut mit Worten zu jonglieren; erkenne schnell, was jemand hören will. Und dann hab ich – vielleicht doch übereilt – etwas versprochen, bin gedanklich aber schon wieder wo ganz anders, verliere die Lust, und die schnelle Zusage ist vergessen.

Ich bin aber auch jemand, der erst mal zweifelt und abwartet, der sich nicht vorschnell übertölpeln lassen will und der lieber sein eigenes Ding macht, statt sich schon wieder von anderen einspannen zu lassen. Und dann hab ich zwar erst skeptisch abgelehnt, merke aber dann doch, wo es Not tut, überwinde meinen inneren Schweinehund, lasse andere nicht einfach so im Stich.

Ein ganz schön raffinierter Schachzug, den Jesus da ausspielt: Der Nein-Sager in mir darf mir willkommen sein, wenn ich bereit bin, mich selbst auch immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, meine Meinung zu revidieren, umzukehren, zu tun statt nur zu reden. Und dem Ja-Sager in mir soll ich mit Skepsis begegnen, wenn er mal wieder auf die schönen, frommen Worte keine Taten folgen lässt und lieber eine Fassade aufpoliert statt zu tun, was wirklich dran ist. Wem Jesu Sympathie gilt, macht er mit seinen Worten wirklich mehr als deutlich.

Thorsten Kneuer („thorsten.kneuer@ bistum-wuerzburg. de“) ist Jugendseelsorger für die Region Schweinfurt und Priester im Schuldienst.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.