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Wort zum Wochenende

Und das dann auch noch?!

Die Kunst besteht darin, die Balance zu finden und nicht auszubrennen, so Pfarrerin Tanja Vincent.

Dieses Phänomen gibt es nicht nur in der Kirche: Engagierte Leute, die für etwas zuständig sind. Im Verein für die Bestellung der Getränke, im Büro für alles, was mit dem Kopierer zu tun hat, in der Kirche für die Organisation einer Gruppe. Sie hören dann Sätze, wie „Wenn du ohnehin einkaufen gehst, dann könntest du doch für uns auch noch ein paar Kleinigkeiten mitbringen.“ Oder „Du kennst doch so viele Leute. Wir suchen noch jemanden, der sich mal für zwei Stunden an die Kasse setzt. Da fällt dir bestimmt jemand ein“. Jetzt im Sommer wohl auch an verschiedenen Stellen: „Du kommst doch bestimmt zu unserem Fest. Würdest du da vielleicht noch eine Torte backen? Die sind von dir immer so lecker, und wir haben gerade so wenig Leute, die etwas machen können.“ Dazu gibt es noch ein freundliches Lächeln.
Wenn Sie selber ein Mensch sind, der öfter auf diese Art angesprochen wird, dann fragen Sie sich vielleicht: „Warum denn immer ich? Warum das jetzt auch noch?“ Denn eigentlich haben Sie auch noch ein privates Privatleben, die Sehnsucht danach, einfach mal die Füße hochzulegen und die Seele baumeln zu lassen.

Wie gut kommt dann wohl ein Bibelwort an, das über der kommenden Woche stehen wird – aus dem Lukasevangelium (Lk 12,48b): Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern. Wer soll denn damit angesprochen werden? Wer würde sich bei denen einordnen, denen viel gegeben ist, oder denen viel anvertraut ist? In meiner Umgebung gibt’s doch immer Leute, die mehr haben: mehr Geld, mehr Talent, mehr Zeit. Zugegeben – es gibt immer auch die anderen, die es gerade nicht so gut haben wie ich.

Was Jesus hier sagt, will nicht überfordern, sondern zu einer neuen Perspektive einladen. Was habe ich denn? Wo stehe ich? Kann ich mit meinen Möglichkeiten dazu beitragen, dass es mehr Leuten gut oder zumindest ein bisschen besser geht? Wer das richtige Maß findet, erlebt in solchem Engagement oft noch anderes. Die Zeit und Energie, die man investiert, lohnt sich, und mitunter bekommt man sogar mehr zurück als man gegeben hat. Die Kunst besteht darin, die Balance zu finden und nicht auszubrennen. Mitten im Sommer ist es für viele deshalb ganz gut, die Sonne und die freie Zeit zu genießen, um danach wieder voll durchstarten zu können. Dann ist es möglich, wieder dankbar zu sein für das, was ich habe, und das auch gerne mit denen zu teilen, die mir begegnen.

Tanja Vincent, evangelische Pfarrerin im Evang.-Luth. Dekanat Würzburg