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Informationen, Regelungen und Angebote der Kirche in Unterfranken in der Coronakrise.

Im Leiden den Menschen ganz nahe

Bischof Dr. Franz Jung feiert Liturgie vom Leiden und Sterben Jesu nichtöffentlich im Kiliansdom – Kritik an Distanzlosigkeit in den sozialen Medien

Würzburg (POW) Seit Jesu Tod am Kreuz ist kein Mensch mehr im Leiden von Gott verlassen. Das gelte insbesondere jetzt, wo sich durch die Einschränkungen im Zuge der Coronakrise viele Menschen besonders einsam und verlassen fühlten und ihren persönlichen Karfreitag erlebten. Das hat Bischof Dr. Franz Jung bei der nichtöffentlichen Feier der Liturgie vom Leiden und Sterben Christi im Würzburger Kiliansdom betont. Die Feier wurde am Karfreitag, 10. April, zur Todesstunde Jesu live auf TV Mainfranken, Facebook, YouTube und BibelTV übertragen. Im ganzen Bistum Würzburg gedachten die Gläubigen des Leidens und Sterbens Jesu Christi. Die traditionelle Karfreitagsprozession in Lohr am Main konnte wegen der Ausgangsbeschränkungen nicht in gewohnter Form stattfinden. Sie wurde in abgewandelter Form ins Internet übertragen. Der Karfreitag zählt mit dem Gründonnerstag und dem Karsamstag zu den gesetzlich geschützten „stillen Tagen“, für die Katholiken ist er gebotener Fast- und Abstinenztag. Die über 3000 Glocken im Bistum Würzburg sind seit Gründonnerstagabend verstummt und werden in der Nacht zum Ostersonntag wieder erklingen.

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In seiner Predigt griff der Bischof erneut das Thema „Nähe und Distanz“ auf, das sich für ihn wie ein Leitfaden durch die Kar- und Ostertage zieht. Man könne das Schicksal Jesu einerseits beschreiben als eine Geschichte wachsender Distanzlosigkeit. Andererseits erfahre Jesus, wie sich immer mehr Menschen von ihm distanzierten. Die Distanzlosigkeit seiner Gegner werde begünstigt durch die Distanzierung von Seiten seiner Freunde und Anhänger.

Distanzlosigkeit erfahre Jesus während der Leidensgeschichte von mehreren Personen. Zum Beispiel von Judas, der zuerst im Abendmahlsaal aus Jesu Schale trinke und sich so mit diesem auf eine Ebene stelle, und der dann bei der Festnahme seinen Meister mit einem Kuss verrate. Auch Pilatus zeige Distanzlosigkeit, indem er ein Schild mit der Aufschrift „König der Juden“ an Jesu Kreuz anbringen lasse. Für Jesus in seiner Ohnmacht habe das nur Spott und Hohn bedeutet, für die Juden sei es eine offene Provokation gewesen. Die römischen Soldaten, erklärte der Bischof weiter, hätten Jesus durch das Entkleiden entwürdigt, dann auch körperlich massiv misshandelt und schließlich zum Objekt degradiert. Sogar am Kreuz habe Jesus in Folge sich noch den Hohn seiner Mitgekreuzigten gefallen lassen müssen.

Begünstigt worden seien diese Entwicklungen auch dadurch, dass sich Jesu Vertraute Stück um Stück von ihm zurückzogen, sagte der Bischof weiter. Petrus verleugnet ihn dreimal. Die übrigen Jünger fliehen aus Angst. Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld, während die gleiche Menschenmenge Jesu Tod fordert, die diesem wenige Tage zuvor noch zujubelte. Am Ende bleiben nur noch seine Mutter und der Lieblingsjünger, die sich nicht abschrecken lassen und selbst unter dem Kreuz aushalten. „Ein bekanntes Phänomen. Erst in der Not erkennt man, wer wirklich als Freund zählt und wer sich bei der erstbesten Gelegenheit verabschiedet“, sagte Bischof Jung.

Aktuell zwinge die Coronakrise zu Distanz, wo unter normalen Umständen Zuwendung und Nähe notwendig wären – zum Beispiel in den Altenhilfeeinrichtungen und den Krankenhäusern. Auch wenn derzeit mit viel Phantasie und Hilfsbereitschaft versucht werde, diesen Mangel an Nähe zu beheben, bleibe der Schmerz der Einsamkeit. Er denke auch an die Menschen, die derzeit nicht wüssten, wie es mit ihrem Arbeitsplatz weitergehe, sagte Bischof Jung.

An die tägliche Distanzlosigkeit im Umgang miteinander hätten die meisten sich dagegen schon gewöhnt, kritisierte Bischof Jung. In den sogenannten sozialen Medien herrschten Rechthaberei und der Zwang, sich immer wieder neu zu profilieren, vor, während zugleich die Bereitschaft zurückgehe, dem anderen wirklich zuzuhören. Schnell führe diese Distanzlosigkeit zu Respektlosigkeit, und diese im Extremfall bis hin zur Tötung Andersdenkender, sagte Bischof Jung. Auch hier zeigt sich nach den Worten des Bischofs, dass die Distanzlosigkeit größer werde, wenn diejenigen, die helfen könnten, sich aus Angst zurückziehen und in Deckung gehen. Jesu Allein-Gelassen-Werden und Ausgeliefertsein münde in den Schrei am Karfreitag „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“. Jesus erlebe die Distanz zu Gott, die im Angesicht seines gewaltsamen Todes unermesslich werde. Dennoch bete der Gottessohn. Und wer bete, wisse sich trotz allem in Gottes Nähe. „Das war Jesu Auftrag und seine Sendung: Den Menschen selbst in der Verlorenheit des Todes zur Seite zu stehen und sie aus dem Tod zurück ins Leben zu führen“, betonte Bischof Jung.  

Bei den sogenannten Großen Fürbitten des Karfreitags beteten die Gläubigen für die heilige Kirche, für den Papst, für alle Stände der Kirche, für die Taufbewerber, für die Einheit der Christen, für die Juden, für alle Menschen, die nicht an Christus glauben, für alle Menschen, die nicht an Gott glauben, für die Regierenden und für alle Not leidenden Menschen. Aufgrund der Coronakrise wurde zudem eine zusätzliche Fürbitte eingefügt für alle, die Verlust, Krankheit und Tod erfahren mussten. Bei der Kreuzverehrung, die der Bischof stellvertretend für alle Gläubigen vornahm, wurde das Kreuz enthüllt, den Gläubigen gezeigt und in stillem Gebet verehrt. Musikalisch gestalteten Domkapellmeister Professor Christian Schmid und der Percussionist Bernd Kremling die Feier mit. Am Abend zuvor hatte Bischof Jung die „Drei österlichen Tage vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und der Auferstehung des Herrn“ mit der Feier vom Letzten Abendmahl im Kiliansdom eröffnet (siehe eigener Bericht).

Höhepunkt der Feier der drei österlichen Tage und des gesamten Kirchenjahrs ist die Osternacht. Bischof Jung feiert sie am Samstag, 11. April, von 21 bis 23 Uhr nichtöffentlich im Kiliansdom. Die Osterkerze wird in diesem Jahr im Dom entzündet. Danach singt der Diakon das sogenannte Exsultet, das Lob auf die Osterkerze. Bei den Lesungen wird an die Heilstaten Gottes seit Erschaffung der Welt erinnert. Im Zentrum der alttestamentlichen Texte steht der Durchzug durch das Rote Meer. Beim Gloria erklingen wieder die Glocken und Orgelmusik setzt ein. Die neutestamentliche Lesung aus dem Römerbrief weist auf das neue Leben der Getauften durch die Auferstehung Jesu hin. Im Evangelium mit dem Halleluja-Ruf wird die Botschaft vom leeren Grab verkündet – in diesem Jahr, wie sie der Evangelist Matthäus berichtet. Die Segnung des Taufwassers entfällt. Die Feier wird live auf TV Mainfranken, Facebook, YouTube und bei BibelTV sowie im Hörfunkprogramm Bayern 1 des Bayerischen Rundfunks übertragen.

Am Ostersonntag, 12. April, feiert Bischof Jung von 10 bis 11 Uhr eine nichtöffentliche Ostermesse im Kiliansdom. Die Osterkerze brennt den ganzen Tag. Bei der Madonna links von der Altarinsel wird eine zweite Kerze mit dem Osterlicht aufgestellt, an der die Gläubigen ihre Kerzen entzünden können – unter Berücksichtigung der während der Ausgangsbeschränkung gültigen Abstandsregeln. Am Ostermontag, 13. April, wird um 10 Uhr ebenfalls ein nichtöffentlicher Gottesdienst gefeiert. An beiden Ostertagen werden die Gottesdienste live auf TV Mainfranken, Facebook, YouTube und bei BibelTV übertragen. Bei TV Mainfranken werden sie zusätzlich um 19 Uhr wiederholt.

An Ostern feiern die Christen das Hochfest der Auferstehung Jesu Christi. Es ist das höchste Fest der Christenheit. Durch die Auferstehung hat Jesus nicht nur sich, sondern nach christlichem Glauben alle Menschen befreit. Mit dem Osterfest beginnt die 50-tägige Osterzeit, die am Pfingstfest endet.

mh (POW)

(1620/0443; E-Mail voraus)

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