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Jugendarbeit „darf nicht wegbrechen“

Sommergespräch auf dem Volkersberg zum Thema „Bildung ist mehr als Schule!“ – Schüler, Eltern, Lehrer und Vertreter der Jugendarbeit diskutieren über ihre Erfahrungen während des Corona-Lockdowns

Volkersberg (POW) Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen auf das gesamte gesellschaftliche Leben, auf Kinder und Jugendliche sowie die außerschulische Jugendarbeit. Das Verbot von Klassenfahrten in Bayern bis Ende Januar 2021 löste erneut eine Diskussion aus. Im Sommergespräch auf dem Volkersberg zum Thema „Bildung ist mehr als Schule!“ am Donnerstag, 30. Juli, diskutierten Schüler, Eltern, Lehrer und Vertreter der Jugendarbeit im Bistum Würzburg über ihre Erfahrungen während des Corona-Lockdowns. Veranstalter waren der Diözesanverband Würzburg des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), die Regionalstelle Bad Kissingen der Kirchlichen Jugendarbeit (kja) und die Jugendbildungsstätte Volkersberg, heißt es in einer Pressemitteilung.

„Während des Lockdowns hat meinen Kindern der soziale Kontakt gefehlt. Als Eltern mussten wir sehr viel abfangen“, berichtete Roland Heß vom Elternbeirat der Realschule Bad Brückenau. „Für meine Kinder war es schlimm, keine Freunde mehr treffen zu dürfen“, ergänzte Valerie Diemer, Ausbildungsreferentin des Bistums Würzburg und Mutter von drei Kindern. Dass sich Kinder und Jugendliche während des Lockdowns weitgehend alleingelassen fühlten und unter der Isolation litten, bestätige eine aktuelle Studie des Forschungsverbunds „Kindheit – Jugend – Familie in der Coronazeit“ der Universitäten Hildesheim, Frankfurt und Bielefeld.

Für Heß und Diemer war es gerade jetzt wichtig, dass junge Menschen wieder die Möglichkeiten der außerschulischen Jugendarbeit nutzen können. Ein wichtiger Bestandteil seien Klassenfahrten. Dabei gehe es vor allem um eine Stärkung der Sozialkompetenzen, die Förderung individueller Fertigkeiten zur Lebensbewältigung, zwischenmenschliche Kooperation und Kommunikation in der Gruppe. „Kinder, die vor Corona schon Angebote der Jugendarbeit wahrgenommen haben oder außerhalb des rein schulischen Lernens gefördert wurden, sind während des Lockdowns besser zurechtgekommen“, sagte Stephan Heil, Erziehungsleitung im Kinder- und Jugenddorf Sankt Anton Riedenberg.

Das bayerische Kultusministerium hat jedoch Klassenfahrten bis Ende Januar 2021 verboten. Die Begründung dafür sei nicht die aktuelle Pandemieentwicklung gewesen, sondern das Aufholen von Unterrichtsstoff. Im Schreiben des Kultusministeriums heißt es dazu: „Der Fokus im ersten Halbjahr des neuen Schuljahres 2020/2021 soll und muss auf der Erteilung von Unterricht liegen, um Unterschiede im Lernfortschritt der Schülerinnen und Schüler, die sich infolge des pandemiebedingten eingeschränkten Schulbetriebs ergeben haben, bestmöglich auffangen zu können.“

„In der Schule wird vor allem theoretisches Fachwissen vermittelt. Jugendarbeit geht darüber hinaus. Hier lernt man Toleranz, Gemeinschaft, Konfliktfähigkeit und vieles mehr. Die Klassenfahrten braucht es gerade jetzt“, sagte Edwin Eirich, der im Sommer am Gymnasium in Bad Brückenau Abitur gemacht hat. Lisa Bühner aus Oberbach besucht das Gymnasium in Bad Kissingen und ist ehrenamtliche Gruppenleiterin bei der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) und der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB). „Zwischenmenschliches und soziale Kompetenzen kommen in der Schule zu kurz. Bei Jugendfreizeiten und Klassenfahrten kommen verschiedenste Jugendliche zusammen. Man knüpft Freundschaften, kommt in den Austausch und lernt die Welt kennen“, ergänzte sie. Marlon Benkert, Schülersprecher des Gymnasiums Bad Brückenau, fragte: „Denken Sie doch einmal an Ihre eigene Schulzeit. An was erinnern Sie sich zehn oder 20 Jahre später noch – an die Mathematikstunde oder an die Klassenfahrt?“

Bereits im Jahr 2002 habe das Bundesjugendkuratorium festgestellt, dass Bildung mehr als Schule sei: „Bildung ist der umfassende Prozess der Entwicklung und Entfaltung derjenigen Fähigkeiten, die Menschen in die Lage versetzen, zu lernen, Lernpotentiale zu entwickeln, zu handeln, Probleme zu lösen und Beziehungen zu gestalten. Junge Menschen in diesem Sinne zu bilden, ist nicht alleine Aufgabe der Schule.“ Petra Wiesner-Molitor vom Elternbeirat des Gymnasiums Bad Brückenau erklärte: „In der Schule geht es oft darum, Wissen zu konsumieren und wiederzugeben. Das werden Eltern und Kinder im nächsten halben Jahr noch deutlich spüren. Wir müssen jetzt gemeinsam eine Veränderung anstoßen. Wir müssen schulisches Lernen mit sozialem Lernen zusammenbringen.“ Margareta Weiß aus Bad Brückenau, Realschullehrerin im Vorruhestand, kam viele Jahre mit ihren Schulklassen auf den Volkersberg: „Bei Angeboten der Jugendarbeit bekommen die Schüler eine Persönlichkeitsstärkung, die Schule alleine gar nicht leisten kann. Das darf gerade jetzt nicht wegbrechen.“

BDKJ-Diözesanvorsitzender Sebastian Dietz, Pastoralreferent Roland Pietryga, Jugendseelsorger bei der kja-Regionalstelle Bad Kissingen, und Ralf Sauer, stellvertretender Leiter der Jugendbildungsstätte Volkersberg, waren sich einig, dass sie vieles von dem, was sie in ihrem Leben und ihrem Beruf brauchen, in der Jugendarbeit gelernt haben. „Die außerschulische Jugendbildung ist für junge Menschen sehr wertvoll. Ohne die Jugendarbeit wäre ich heute nicht derjenige, der ich bin“, sagte Dietz. Tina Muck, Geschäftsführerin des Bezirksjugendrings Unterfranken, erklärte: „Es braucht außerschulische Jugendarbeit auch für Schulklassen. Gerade jetzt in dieser für alle schwierigen Zeit.“

(3220/0816; E-Mail voraus)

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