obwohl weder das Wetter noch der Alltag irgendeine vorweihnachtliche Stimmung aufkommen lassen und auch das Weihnachtsgebäck, das schon seit September in den Supermärkten liegt, nur langweilt. Aber tatsächlich hat die Alte Kirche wie vor Ostern auch vor das Weihnachtsfest eine 40tägige Fastenzeit gesetzt, die später im Westen auf die Adventszeit gekürzt wurde. In der orthodoxen Tradition beginnt die Vorweihnachtszeit deshalb am 15. November. Nicht zufällig wird ja kurz vorher vor allem im Rheinland der Karneval begonnen und gefeiert, eigentlich, um anschließend wie auch im Frühjahr zu fasten.
Während ich über Weihnachten nachdenke, sitze ich weit weg von herbstlichen Gefilden in der Wüste des Sinai auf einer Bank am brennenden Dornbusch mitten im altehrwürdigen Katerinenkloster. In ihm offenbarte sich Gott der Vater im Sprechen, im Wort, im Logos. Es war also der göttliche Sohn, der dem Moses Gott den Vater im Sprechen verkündete. Und so wurde es leicht, den Dornbusch als ein Symbol der Gottesmutter zu verstehen, die den Logos, das göttliche Wort geboren hat. Maria, die Frau, die Mutter wurde und trotzdem Jungfrau blieb, ähnelt in ihrer Paradoxie dem Dornbusch, der brennt, ohne zu verbrennen vom göttlichen Feuer, das er offenbart.
So sitze ich mitten in der Felswüste des Sinai und erkenne im struppigen Dornbusch die Ankündigung von Weihnachten.
Erzpriester Martinos Petzolt
