Würzburg (POW) Bunt verzierte Weihnachtskarten, kunstvoll bemalte Kerzen und Oblaten mit weihnachtlichen Motiven: Pfarrer Walenty Cugier, der für die Polnische Katholische Mission in der Diözese Würzburg zuständig ist, präsentiert Weihnachtsschätze aus seiner Heimat Polen. Seit 2000 lebt er in Deutschland, bis 2005 war er in Hamburg tätig, bevor er ins Bistum Würzburg kam. Er persönlich verbinde mit Weihnachten viel Arbeit. Vor allem die Vorweihnachtszeit sei geprägt von Terminen und Verpflichtungen. In Polen sei es noch sehr verbreitet, vor Weihnachten zur Beichte zu gehen. „Die Menschen stehen Schlange, um zu beichten“, sagt er. An Heiligabend hält er mindestens zweimal die Christmette. Dafür ist er viel unterwegs. Er fährt über 70 Kilometer bis Aschaffenburg oder Miltenberg, um dort mit den Menschen in der polnischen Gemeinde zu feiern.
Zwischen den Christmetten hat er Zeit für das Abendessen, zu dem ihn meist gleich mehrere Familien zu sich nach Hause einladen. Das Essen spiele eine wichtige Rolle beim polnischen Weihnachtsfest. „Regional gibt es Unterschiede, aber das Essen bedarf einer großen Vorbereitung. Früher servierte man zwölf Gänge in Anlehnung an die zwölf Apostel. Das machen viele Familien heute nicht mehr.“ Wichtig sei aber, dass das Essen fleischlos bleibt, weil Heiligabend als Fastentag gilt. Anstelle von Festtagsbraten würde „Karp“ serviert, das ist Fisch. Genauso wie „Barszcz“, eine Rote Beete-Suppe, „Pierogi“, gefüllte Teigtaschen, oder „Makówki“, ein Dessert mit Mohn.
Eine besondere Tradition ist der zusätzliche Platz, der am Tisch beim Abendessen eingedeckt wird. „Ein Platz bleibt immer frei, falls jemand kommt. Maria und Josef haben auch einen Platz gesucht, aber alles war voll. Wir wollen mit dem freien Platz zeigen, dass jeder herzlich eingeladen ist, um gemeinsam mit uns zu feiern“, erklärt Cugier.
An Weihnachten stehe in Polen die Familie im Vordergrund. Familienbesuche würden bis zu Maria Lichtmess am 2. Februar geplant. Auch die Weihnachtslieder würden bis in den Februar hinein gesungen. Generell sei Musik ein wichtiger Teil der polnischen Weihnachtstradition. Die beliebten Weihnachtslieder werden in zwei Hauptgruppen unterteilt: Kolędy und Pastorałki. Während Kolędy religiöse Weihnachtslieder sind, sind Pastorałki meist unterhaltsame Volkslieder.
Cugier erzählt, dass viele polnische Familien aus Würzburg eigentlich in deutschen Gemeinden zur Messe gehen, jedoch an Heiligabend extra in der polnischen Gemeinde feiern. Für ihn persönlich ist Weihnachten ein besonderes Fest: „Jesus kommt als Mensch zu uns. An Weihnachten sind wir Gott ganz nahe.“ Für ihn ist die geistliche Vorbereitung auf Weihnachten wichtig. „Ich freue mich, mit den Menschen zusammen zu feiern. Obwohl die polnischen Familien sich mit der Beichte und den Gottesdienstbesuchen anders auf Weihnachten vorbereiten als viele deutsche Familien, wird es langsam weniger. Viele fahren bereits an Heiligabend in den Urlaub und kommen nicht mehr zur Messe.“ Darum freue er sich umso mehr, mit denen zu feiern, die da sind.
Ob er etwas aus seiner Heimat Polen vermisst, wenn er Weihnachten in der Diözese feiert? Cugier lacht: „Eigentlich ist alles gleich. Seelsorge ist in Polen und in Deutschland ähnlich. In Polen muss ich nur nicht so weit fahren, um zur Christmette zu kommen. Aber ansonsten gibt es kaum Unterschiede. Die polnische Gemeinde in Würzburg ist wie ein Stück Heimat in Deutschland.“ Ob er eines Tages zurück nach Polen geht, weiß Cugier noch nicht. „Vielleicht nach der Pensionierung. Aber ich bleibe offen und will da sein, wo die Menschen mich brauchen.“
jr (POW)
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