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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – Vierter Sonntag der Osterzeit

Bilder vom Auferstandenen

Die biblischen Bilder, die das Evangelium dieses Sonntags von Jesus entwirft, sprechen mich nur bedingt an. Sie sind für die nachösterliche Gemeinde Deuteangebote für die Gegenwart des Auferstandenen in ihrer Mitte.

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus: Amen, amen, ich sage euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme; er ruft die Schafe, die ihm ge­hören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen. Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte. Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.    

Johannes 10,1–10

Großformatig, unübersehbar hing es über dem Bett meiner Großeltern, und ich kann mich noch gut an dieses Bild erinnern. In harmonischen und fließenden Grün­tönen war eine idyllische Landschaft dargestellt. Rechts eine größere Schafherde, auf der linken Seite eine kleine Anhöhe. Dort stand ein Baum und darunter saß ganz entspannt, mit einem ruhenden Blick in Richtung Schafherde, ein Hirte. Nein, nicht irgendein Hirte. Der Gute Hirte, eindeutig am Heili- genschein erkennbar. Das Bild strahlte Harmonie, Ruhe und Frieden aus, auch Zärtlichkeit und Leichtigkeit.

Ein ganz anderes Bild in einem Buch aus den 20er Jahren: In dunklen, fast düsteren Farben mit groben Konturen ist eine Person dargestellt, sie trägt ein Schaf auf den Schultern und eilt mit großen dynamischen Schritten durch die dunkle Nacht. Die dominierenden Farben sind dunkelblau und blutrot. Das Bild strahlt Ambivalenz aus, Gefahr und Angst, aber auch Stärke und Rettung.

Hier die sonnenbeschienene Idylle, dort die lauernde Gefahr in dunkler Nacht. Hier der Sitzende, Ruhende, Beobachtende, dort der Kraftvolle, Dynamische, Zupackende. Hier die Gemeinschaft in Harmonie, dort das Einsame, Hilflose.

Gegensätzlicher könnten die Darstellungen nicht sein. Sie wurden von zwei unterschiedlichen Persönlichkeiten zu ganz unterschiedlichen Zeiten gemalt. Doch ihr Anliegen ist identisch. Beide versuchen, in einem Bild Jesus und das, was sie mit ihm verbinden, darzustellen. Beide greifen dazu auf das biblische Bild vom Guten Hirten zurück.

Jedes Bild hat mich in bestimmten Phasen meines Lebens angesprochen. Aber es gab auch Zeiten, in denen mir die Darstellungen sehr fremd waren. Auch die biblischen Bilder, die das Evangelium dieses Sonntags von Jesus entwirft, sprechen mich nur bedingt an. Sie sind für die nachösterliche Gemeinde Deuteangebote für die Gegenwart des Auferstandenen in ihrer Mitte. Dabei greift der Evangelist vertraute Motive der damaligen Gemeinde auf. Das Motiv des Hirten war ein Alltagsbild, und auch die Tür zum Schafstall war in ihrer Bedeutung vertraut. Und doch lesen wir, die Zuhörerinnen und Zuhörer verstanden nicht den Sinn dessen, was ihnen gesagt wurde.

Das mag uns trösten, wenn auch wir Bilder von Jesus, die uns angeboten werden, nicht sofort verstehen. Unser Alltag sieht anders aus. Wenn uns die alten Bilder nicht mehr vertraut sind, können wir versuchen, sie uns zu erschließen oder nach neuen Bildern zu suchen, die unsere Beziehung zu Jesus ausdrücken. Wie sieht mein Bild von Jesus als Auferstandener aus? Welche Botschaft, welche Eigenschaft Jesu ist mir am wichtigsten? Mit welchen Farben und Motiven möchte ich meine Beziehung zum Auferstandenen ausdrücken? Wie sieht Ihre Darstellung aus?

Alle Verkündigung von Jesus muss seiner Botschaft standhalten. Diese steht kompakt ganz am Ende des Sonntagsevangeliums und lautet: Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Fülle haben!

Wer bist du
Jesus von Nazareth
der Auferstandene
der Hirte
die Tür

Wer bist du
für mich
für mein Leben

deine Antwort
Leben
Fülle
Ich bin

Gemeindereferentin Monika Oestemer (monika.oestemer@bistum-wuerzburg.de)
arbeitet unter anderem als Klinikseelsorgerin in der Klinik Kitzinger Land.