Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Der verborgene Löffel

Johannes der Täufer, der als wilder „Rufer in der Wüste“ auftritt, die Menschen aufrüttelt und irritiert. Sie kommen zu ihm, weil sie Sehnsucht haben nach Veränderung.

Evangelium

Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Tet­rarch von Galiläa, sein Bruder Philippus Tetrarch von Ituräa und der Trachonitis, Lysanias Tetrarch von Abilene; Hohepriester waren Hannas und Kajaphas. Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias. Und er zog in die Gegend am Jordan und verkündigte dort überall die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden. Wie im Buch der Reden des Propheten Jesaja geschrieben steht: Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden. Was krumm ist, soll gerade, was uneben ist, soll zum ebenen Weg werden. Und alle Menschen werden das Heil Gottes schauen.  
Lukas 3,1–6

Vor einiger Zeit wurde die Straße vor meiner Arbeitsstelle renoviert. Der Belag war schadhaft und eine Begradigung dringend not-wendig geworden. Jeder hatte das eingesehen, aber als die Bau­arbeiten sich länger hinzogen als gedacht, als der Lärm und der Schmutz unerträglich wurden, hatten wir alle fast vergessen, wie sehr wir uns gewünscht hatten, dass die Straße endlich renoviert werden würde.

Es kostete Nerven und Schweiß, die Bauarbeiter und die Anwohner waren am Limit. Vor allem die Inhaber der vielen kleinen Läden in dieser Straße kämpften mit Umsatzeinbußen. Da hatte die Inhaberin eines Juweliergeschäftes eine schöne Idee. Sie versteckte einen kleinen antiken Silberlöffel in der Baugrube, ließ ihren Mann den Löffel „zufällig“ finden, photographierte „den Fund“ und erzählte in den sozialen Netzwerken eine wunderbare Lügengeschichte über die vermeintliche Herkunft dieses Löffels. Auf diese Weise brachte sie uns alle mal so richtig zum Lachen oder zumindest zum Schmunzeln.

In jedem guten Witz steckt ein Körnchen Wahrheit, das weiß man ja. Und die könnte hier heißen: Im Unbequemen und Unerträglichen steckt ein Schatz. Wenn du bereit bist, zu graben, Schmutz und Ungemach und Lärm zu ertragen, wenn du bereit bist, Gewohntes auf den Kopf zu stellen, dann findest du den „silbernen Löffel“, dann findest du das Geheimnis.

Und siehe da: So schnell sind wir bei Johannes dem Täufer, der als wilder „Rufer in der Wüste“ auftritt, die Menschen aufrüttelt und irritiert. Sie kommen zu ihm, weil sie Sehnsucht haben nach Veränderung. Sie wünschen sich eine Begradigung ihrer Lebenswege und suchen bei ihm nach Antworten auf ihre Fragen. Und er donnert seine skurrilen Botschaften auf sie herab, spricht von Schluchten, die aufgefüllt werden müssen, und Wegen, die bereitet sein wollen. Leicht macht er es seinen Zuhörern nicht, für sich eine Umsetzung zu finden. Aber das will er vielleicht auch gar nicht.

Er versteht sich wohl eher als der Bau­arbeiter, der die Drecksarbeit erledigt. Er hört nicht auf, darauf hinzuweisen, dass ein anderer kommen wird, der den Schatz direkt in die Herzen legen wird. Wenn sie denn bereitet sind. Silberne Löffel, die in einer Baugrube gefunden werden, sind etwas Märchenhaftes. Ich glaube fest daran, dass hinter solchen Phantastereien eine tiefe Wahrheit steckt. Wunder können wirklich werden, wenn wir unerschrocken unbequeme Veränderungen nutzen, um uns weiterzuentwickeln.

Verschieben wir unser Leben nicht in eine Zeit in der Zukunft, in der alles besser wird. Suchen wir und finden wir den Schatz, wenn alles noch offen ist, wenn niemand weiß, wann ein Ende der Not kommt. Das ist doch das, was wir versuchen, wenn wir am Adventskranz eine Kerze nach der anderen anstecken: Zuversicht und Vertrauen entwickeln, mitten in der Baustelle unseres Alltags, mitten in der Zeit der Dunkelheit. Und siehe: Im finsteren Grunde leuchtet es silberhell.

Eva Meder-Thünemann („eva.meder-thuenemann@bistum-wuerzburg.de“) arbeitet als Gemeindereferentin in der Citypastoral Aschaffenburg.