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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium - 26. Sonntag im Jahreskreis

Die Mühe des Glaubens

Wer reich ist und nicht bereit, armen Menschen etwas abzugeben, wird von Jesus zurechtgewiesen. Und Paulus will, dass seine Gemeinden immer nach dem Guten streben. Die Bibelworte dieses Sonntags sind unbequem. Doch viele Menschen lassen sich darauf ein. Fünf Beispiele.

Evangelium

In jener Zeit sprach Jesus zu den Pharisäern: Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren.

Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß.

Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.

Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast,Lazarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte.

Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.

Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren.

Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.

Lukasevangelium 16,19–31

Das Evangelium ist heftig: Es droht dem, der sich nicht an die Weisungen von Schrift und Propheten hält, mit „qualvollen Schmerzen“ in der Unterwelt. Der Reiche, der sich nicht um die Not des armen Lazarus schert, landet in der Hölle. Die Aussage ist klar: Er selbst hätte sein Schicksal abwenden können, hätte er sich zu Lebzeiten anders verhalten und wäre er nicht so hartherzig gewesen.

Die Lesung aus dem Alten Testament schlägt in dieselbe Kerbe. „Das Fest der Faulenzer ist vorbei“, ruft der Prophet Amos einer maßlos gewordenen Oberschicht zu, die sich für so groß hält wie David, die ohne Rücksicht auf die Folgen für die Herde Lämmer schlachtet und Opferschalen nicht für den Kult, sondern fürs Besäufnis nutzt. Die Worte der zweiten Lesung klingen wie eine Art Gegenentwurf, sozusagen wie die Beschreibung eines gottgefälligen Lebens: „Strebe nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut! Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben.“

Ein „guter Kampf des Glaubens“? Spätestens seit Martin Luther sind wir doch sicher, dass man sich das Himmelreich nicht mit guten Taten verdienen kann. Allein aus Gnade werden wir erlöst. Und dennoch: Wer wirklich glaubt und die Botschaft Jesu und der Apostel ernst nimmt, muss sich fragen, welche Konsequenzen dieser Glaube hat. Jesus gibt viele Beispiele, wie das gehen kann. Den Glauben ins Leben zu übersetzen, ist ein „guter Kampf“, weil es eben nicht einfach so ist, sondern manchmal auch Mühe oder Verzicht bedeutet.

„Manches ist auch eine Zumutung“

So wie bei der alten Dame, die ihre Eigentumswohnung verkauft. Die hat sie vor ihrer späten Hochzeit gekauft. Doch seitdem lebt sie mit ihrem Mann in dessen Haus. Es geht ihnen finanziell gut, aber sie sind auch nicht reich. Die Kinder sind groß, haben eigene Wohnungen und ein eigenes Auskommen. Den Erlös, den sie für ihre Wohnung bekommt, spendet die Frau. Und ist glücklich.

Ein weiteres Beispiel für den guten Kampf ist das Ehepaar, das sich als Lebensmittelretter engagiert. Gemeinsam mit anderen verwerten sie Lebensmittel, die der Supermarkt sonst wegwerfen würde. Selbst für die Tafel sind die Waren nicht mehr geeignet, etwa weil bei den Joghurts das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, die Birnen zu viele schlechte Stellen haben oder einfach viel zu viel Brot vorhanden ist. Solche Nahrungsmittel verteilen die Lebensmittelretter in ihrer Gruppe. Sie müssen schon mal mehr Brot mitnehmen, als sie eigentlich brauchen – der Mann verteilt es dann gerne an die Nachbarn. Das ist noch einfach. „Manches ist auch eine Zumutung“, etwa wenn die Birnen so matschig sind, dass man das meiste abschneiden muss. „Zum Lebensmittelretten gehört eben auch ein gutes Messer“, sagt er.

Aus ihrer christlichen Verantwortung beteiligen sich die Eheleute an der Aktion. Und gewinnen dabei nicht nur das gute Gefühl, Essen vor der Mülltonne bewahrt zu haben, sondern auch Lebensmittel, die sie nicht kaufen müssen. „Wir haben schon lange kein Brot mehr gekauft“, sagen sie. Außerdem lernen sie neue Lebensmittel kennen: „Man findet manchmal Sachen, die man nie kaufen würde.“ Die sind manchmal sogar lecker.

Eine andere Familie hat einen weiteren Weg gefunden, um sich für den Erhalt der Schöpfung einzusetzen. Schon vor Jahren haben sie gemeinsam beschlossen, privat kein Flugzeug mehr zu nutzen. Obwohl sie es sich leisten könnte, verzichtet die Familie auf Reisen nach Mallorca, Thailand oder in die USA. Stattdessen fährt sie mit dem Auto nach Bayern oder Dänemark. Der Radius schrumpft. Aber mit ihm auch der eigene Anteil am Treibhauseffekt. Die Familie gewinnt durch ihren Verzicht nicht nur das gute Gefühl, alles Wesentliche getan zu haben, was sie privat gegen die Eskalation der Klimakrise tun kann. Sie lernt auch viele schöne Ecken kennen, die man ohne Flugzeug locker erreichen kann.

Papst Franziskus schlief beim Beten manchmal ein

Ein weiteres Beispiel für den guten Kampf ist die Ehefrau, die, als ihr Mann mal wieder über andere Menschen lästert, ihm gegenüber sagt: „Du bist innerlich vergiftet.“ Sie meint es eher scherzhaft. In den nächsten Wochen halten sich die beiden dieses Wort immer mal wieder bei verschiedenen Gelegenheiten vor. Mit einem Schmunzeln, weil es so stark übertrieben ist, aber doch ein bisschen Wahrheit enthält. So wird diese verbale Kabbelei zur Gewissenserforschung. Sie hilft, das eigene Verhalten zu reflektieren und Sprache und letztlich auch Gedanken zu reinigen, um nach Liebe und Sanftmut zu streben, wie Paulus schreibt.

Ein letztes Beispiel für den guten Kampf handelt von Papst Franziskus und der Pflege des Glaubens. Franziskus hat erlebt, dass auch Gebet und Gottesdienst zur Mühe werden können, selbst für einen Papst. Er erzählte häufiger, dass er abends manchmal so müde war, dass er beim Gebet einschlief.

Solche Situationen kennt auch der geistliche Autor und Priester Andreas Knapp. Er sagt: „Es gibt Zeiten, da fließt etwas und manchmal ist es eben mühsam.“ Dann helfen Gewohnheiten, Rituale und feste Zeiten. Ohne einen solchen Rahmen kann das Gebet im Alltag schnell in Vergessenheit geraten. „Den inneren Schweinehund zu überwinden“ und das geplante Gebet zu halten, selbst wenn man vielleicht müde und genervt ist, werde belohnt, sagt Knapp: „Ich habe dem, was ich versprochen habe, den nötigen Raum gegeben. Ich bin meinen eigenen Werten treu geblieben.“ Den Glauben so zu leben, ist ein anspruchsvoller, ein guter Kampf. Aber wer sich darauf einlässt, merkt: Es tut gut.

Ulrich Waschki