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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Kreuzwort

Ehrfurcht vor dem Leben

Was ist richtig? Was ist gut? Viele Menschen sind vor der Bundestagswahl nächste Woche noch unentschlossen. Sich entscheiden zu müssen, ist oft nicht einfach. Einer, der sich zu ethischen Fragen viele Gedanken gemacht hat, ist Albert Schweitzer.

Vor Kurzem war sein 150. Geburtstag. Trotz manch berechtigter Kritik war der weißhaarige, schnauzbärtige Urwalddoktor aus Lambarene ein Mann des Geistes und der Tat, der sich den Friedensnobelpreis und Beachtung bis heute verdient hat. Er war nicht nur Arzt und Orgelkünstler, sondern auch christlicher Theologe und Philosoph, der sich fragte: Gibt es einen moralisch verbindlichen Wert, an dem wir uns orientieren können? Gibt es einen Maßstab, der uns helfen kann, richtige Entscheidungen zu treffen?

Schweitzer war überzeugt: Ja, den gibt es, und zwar eine Haltung, die grundsätzlich geprägt ist von „Ehrfurcht vor dem Leben“. Ehrfurcht - mit diesem alten Wort wird eine Lebenseinstellung beschrieben, die staunt und Gott dankbar ist für alles, was er uns geschenkt. Sie zeigt Respekt vor dem, über das wir letztlich nicht verfügen können. Leben ist unglaublich wertvoll, kostbar und leider sehr zerbrechlich. Wer sich das vor Augen hält, dem wird bewusst: Ich bin Leben, das leben will inmitten von Leben, das leben will. Man fokussiert sich nicht nur auf sich selbst, sondern blickt sich um und entdeckt all das andere Lebendige ringsum. Jedes Leben ist heilig. Jedes! Mein eigenes und das aller Menschen und auch das aller Tiere und Pflanzen. Hier und überall auf der ganzen Welt. Jetzt und in zukünftigen Generationen.

Schweitzers Ethik lässt sich kurz zusammenfassen: Gut ist, Leben zu erhalten und zu fördern. Das hört sich einfach an. Aber wenn ich mir diesen Maßstab ernsthaft durch den Kopf und durchs Herz gehen lasse, wird es vielschichtig. Nichts also für schnelle, simple, einseitige Lösungen. Eine Mühe, die sich jedoch lohnt, weil Entscheidungen sehr weitreichende Folgen haben können für mein eigenes Leben, für das Leben anderer Menschen, für alles, was lebt.

Dieser verantwortungsvolle Rundumblick fordert mich heraus in meinen täglichen Entscheidungen: Wie weit drehe ich den Wasserhahn auf? Womit fülle ich meinen Kühlschrank? Wie gehe ich mit Menschen um, die in Not sind? Wo setze ich nächste Woche mein Kreuz?

Heike Kellermann-Rupp, evangelische Pfarrerin im Schuldienst