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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Wochenende

Ein Brötchen verändert nicht die Welt – aber diesen Moment

Ein Brötchen verändert nicht die Welt, so Gemeindereferent Frank Greubel.

Er sitzt da, Tag für Tag. Direkt vor der Tür. Und doch sehen ihn die meisten nicht mehr. Es ist, als wäre er unsichtbar geworden.

Eine uralte Geschichte erzählt genau davon: Ein Mann lebt im Überfluss, während ein anderer direkt vor seiner Haustür hungert. Zwei Leben, dicht nebeneinander – und doch ohne Berührung. Die Geschichte ist alt, sie steht in der Bibel, aber sie klingt erschreckend modern. Wir müssen nur durch unsere Fußgängerzone in Würzburg gehen: zwischen all den Schaufenstern, Einkaufsbeuteln, und Coffee-to-go-Cafes. Irgendwo sitzt jemand auf dem Boden, teilnahmslos, den Blick gesenkt, eine Hand ausgestreckt. Wir gehen vorbei. Vielleicht mit einem kurzen schlechten Gewissen. Vielleicht ohne. Aber, sind wir mal ehrlich, wir gehen vorbei!

Ich erinnere mich an einen Einkaufsbummel an einem Samstag. Vor einer Metzgerei saß ein junger Mann in schäbiger Kleidung. Meine Frau ging hinein, kaufte ein Leberkäs-Brötchen und drückte es ihm in die Hand. Kein großer Akt – und doch mehr als ein Imbiss: Für ihn war es das Gefühl, gesehen zu werden, für meine Frau das Gefühl, für einen Moment geholfen zu haben.

Darum geht es. Nicht um riesige Gesten, nicht darum, die Welt allein zu retten. Sondern darum, die Augen offenzuhalten und wahrzunehmen, wer vor uns liegt, wer neben uns geht, wer still leidet.

Die alte Geschichte in der Bibel erzählt von Verdammnis und Hölle. Aber vielleicht geht es um etwas ganz anderes: den „Preis der Gleichgültigkeit“ und das Risiko, das eigene Herz zu verschließen. Doch es wäre nicht die Bibel, wenn diese Geschichte nicht auch Hoffnung wecken würde: dass wir Menschen die Fähigkeit haben, hinzuschauen und einander wahrzunehmen: Sehen - Urteilen - Handeln, der Klassiker der kirchlichen Soziallehre.

Vielleicht fängt Menschlichkeit genau dort an – im Augenblick, in dem wir nicht vorbeisehen, in dem wir einen Namen, einen Blick, ein Brötchen, ein offenes Ohr schenken.

Und ja – ein Brötchen verändert nicht die Welt. Aber vielleicht beginnt eine menschlichere Welt genau so - mit einem Leberkäs-Brötchen, heutzutage sogar vegan.

Autor: Frank Greubel ist Gemeindereferent und wirkt als Seelsorger in der Pfarreiengemeinschaft JoSeba auf dem Heuchelhof, in Rottenbauer und Reichenberg. Er ist spiritueller Autor und bringt seine Themen auch gerne als außerberuflicher Schauspieler auf die Bühne.