Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium - 27. Sonntag im Jahreskreis

Erinnere dich, wie es begann

In schwieriger Zeit ermutigt Paulus seinen Schüler Timotheus. Wie ermutigt ein Bischof als Nachfolger der Apostel die, denen er „einst die Hände aufgelegt“ hat? Der frühere Bamberger Erzbischof Ludwig Schick erzählt.

Evangelium

In jener Zeit baten die Apostel den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen.

Wenn einer von euch einen Knecht hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Komm gleich her und begib dich zu Tisch? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe; danach kannst auch du essen und trinken? Bedankt er sich etwa bei dem Knecht, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde?

So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.

Lukasevangelium 17,5–10

Rund 90 Männer hat Ludwig Schick (76) zu Priestern geweiht. Fast drei Jahrzehnte war er Bischof: erst Weihbischof in Fulda, dann 20 Jahre Erzbischof von Bamberg; seit knapp drei Jahren lebt er im Ruhestand. Auch nach der Weihe Kontakt zu halten, sei ihm immer ein Anliegen gewesen, sagt Schick. So habe er jeden Priester und Diakon zu dessen Geburtstag angerufen. Auch die übrigen pastoralen Mitarbeitenden, Frauen und Männer, habe er etwa zu runden Geburtstagen angerufen, sich nach ihnen und ihren Familien erkundigt, sich für ihre Anliegen, Sorgen und Probleme interessiert. Und sie wo nötig ermutigt.

Auch im Ruhestand, „außer Dienst – zu Diensten“, wie er sagt, wolle er das, was ihm selbst in seinem priesterlichen Leben geholfen und Mut gemacht hat, „wie ein Großvater weitergeben – nicht nur in Worten, vor allem durch das eigene Leben“. Und mit den modernen Mitteln der Kommunikation sei es ja leichter als früher möglich, Kontakte zu halten: ob per Videokonferenz, am Telefon, mit Nachrichten oder auch durch persönliche Besuche.

Einen Ratschlag nennt Schick gleich zu Beginn: „Ich empfehle Priestern, den Text ihrer Weiheversprechen ins Brevier zu legen, sie einmal pro Woche zu lesen und sich der Anfangszeit zu erinnern.“ Auch er selbst halte es so seit seiner eigenen Priesterweihe vor 50 Jahren. „Wenn man sich an den Enthusiasmus des Anfangs erinnert, ist das ja meist mit schönen Erinnerungen verbunden“, sagt Schick. „Erinnere dich …“, empfiehlt ja auch Paulus in der Lesung. Das könne in schwierigen Zeiten helfen, den „Zauber des Anfangs“ neu zu entfachen. „Aller Anfang ist leicht“, sagt der emeritierte Erzbischof in Abwandlung eines Sprichworts: „auch wenn die Wege danach nicht immer so laufen, wie man sich das vorstellt“.

Vergiss nicht, dir etwas Gutes zu tun

Ein weiterer Tipp: „Suchen Sie sich einen geistlichen Begleiter oder eine Begleiterin, zu dem oder der Sie Vertrauen haben und wo Sie alles – zuerst das Schöne, aber dann auch das Belastende – besprechen können.“ Manchmal könne ein solcher geistlicher Begleiter, wenn er selbst Priester ist, auch zum Beichtvater werden. Daneben und getrennt davon seien aber auch Freundschaften wichtig. Und er rate, „das Humanum, das Mensch-Sein“ nicht zu vergessen. Dazu gehöre, sich selbst Gutes zu tun – und zwar ganz konkret: gutes, gesundes Essen, Bewegung, Genussmittel in Maßen und so weiter.

Schick selbst ist bekannt dafür, dass er joggen geht und regelmäßig die Prüfung zum Sportabzeichen ablegt. „Das stand in vielen Zeitungen, aber genauso lege ich Wert darauf, dass ich morgens nicht nur jogge, sondern auch regelmäßig bete“, betont Schick. Auch das halte fit und gesund. Mit dem heiligen Ignatius rate er allen Priestern, ihr Leben zu ordnen – und zwar in fünffacher Hinsicht: den Leib durch Achtsamkeit, den Geist durch Studium, die Seele durch Freude an der Natur oder der Kunst; die Beziehung zu anderen Menschen und nicht zuletzt die Beziehung zu Gott im Du und Du.

Wichtig sei, darauf zu achten, was einem guttut, sich darüber hinaus nicht zu überfordern und auch Auszeiten zur Erholung und geistlichen Besinnung einzuplanen. Und auch, dass in Gesprächen ehrlich und authentisch davon gesprochen wird, was einen gegenwärtig belastet. Ermutigung sei ja schließlich nicht ein nur schulterklopfendes „Es wird schon wieder“, unterstreicht Schick. Denn dann nehme man das Gegenüber ja nicht ernst.

Dass es im Lebensverlauf zu Krisen kommen könne – so wie offenbar auch bei Timotheus –, ist ihm bewusst. „Krisen sind aber nicht einfach nur schlecht, ich mag lieber das Wort ‚Herausforderung‘“, sagt er. Nach einer bestandenen Krise könne man gestärkt die gute Erfahrung mitnehmen, dass man auch solche Situationen bewältigen kann. Auch das sei Ermutigung und helfe, wie Paulus es in der Lesung sagt, dem „Geist der Verzagtheit“ zu widerstehen und „dem Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ Raum zu geben. Und das gilt nicht nur für Priester, sondern ebenso für Eheleute, die in vielen Jahre Ehe zusammenhalten.

Gottvertrauen ist die größte Ermutigung

Und wenn es dann doch nicht mehr geht wie bisher? Wenn Lebenswege plötzlich Brüche bekommen? Manchmal, sagt Schick, sei nach kurzer oder längerer Wegstrecke deutlich geworden, dass man so nicht weitermachen kann. Etwa wenn das Entfachen des Begeisterungsfeuers nach und nach dazu führt, dass Menschen ausbrennen – Burn-Out, wie das als Krankheitsbild heißt. Oder wenn Süchte und andere Krankheiten dazu kämen. „Dann kann zum Ermutigen auch gehören, dass ich eindringlich geraten habe, eine Therapie zu beginnen.“

Und wenn man den begonnenen Weg gar nicht weitergehen kann? Dann kann auch das Ermutigen zum Aufhören dazugehören, sagt der emeritierte Erzbischof. Ein paar wenige von denen, denen er die Hände aufgelegt hat, sind nicht dabeigeblieben. „Das war besonders schmerzlich, aber meist sind wir im guten Miteinander auseinandergegangen“, sagt Schick. Dass er auch zu jenen den Kontakt gehalten hat, soweit das gewünscht war, sei für ihn ganz selbstverständlich gewesen.

Aber, sagt er, mit dem Aufhören sei ja auch oft ein Neuanfang für etwas Anderes verbunden. Wege gehen dann mit neuem Mut anders weiter. Leitend sei ihm dabei ein Wort aus dem Johannesevangelium, sagt der frühere Erzbischof Schick: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ Das Vertrauen und die Gewissheit, dass die Wege zu Gott führen und von ihm begleitet werden, wie sie auch verlaufen, sei ja schließlich die größte Ermutigung.

Michael Kinnen