Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – Taufe des Herrn

Geschenkt und unverlierbar

Die Taufe ist das grundlegende Sakrament des Christseins, das uns dazu ermutigt und befähigt, aus der Liebe und Weisheit heraus unser Leben zu gestalten und Verantwortung für andere zu übernehmen.

Evangelium

In jener Zeit trat Johannes in der Wüste auf und verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen. In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.     

Markus 1,7–11

"Du bist mein geliebtes Kind.“ Diese Zusage Gottes an Jesus gilt allen getauften Menschen. Wie der Geist auf Jesus herabkam, so hat jede und jeder Getaufte teil an der Geistkraft und ist Tempel des Heiligen Geistes, wie es Paulus ausdrückt. In allen brennen ein göttlicher Funke der Liebe, die göttliche Weisheit und Kraft – ohne sie verdienen zu müssen und ohne sie verlieren zu können.

Es liegt an jeder und jedem Einzelnen, der Liebe im eigenen Leben Raum zu geben, sich der göttlichen Weisheit zu öffnen und die Geistkraft in sich wachsen zu lassen. Dieses Göttliche in uns, das unser Leben mehr und mehr erfüllen will, ist ein unverdientes und unverlierbares Geschenk. Gott schenkt uns Würde, so könnte man es auch ausdrücken, und deshalb sprechen viele von der Taufwürde. Denn die Taufe ist das grundlegende Sakrament des Christseins, das uns dazu ermutigt und befähigt, aus der Liebe und Weisheit heraus unser Leben zu gestalten und Verantwortung für andere zu übernehmen – in Gesellschaft und Kirche.

Ralf Knoblauch, Diakon und Künstler aus Bonn, erschafft „Königsskulpturen“. Sie stellen Menschen wie dich und mich dar. Sie tragen Kronen als sichtbares Zeichen der unverdienten und unverlierbaren Würde. Alle haben sie ihre Augen geschlossen und zeigen sich so besonders verletzlich. Und doch ruhen sie gleichzeitig in sich und strahlen eine innere Gelassenheit und Würde aus. Ihr weißes Hemd erinnert an das weiße Taufkleid und die von Gott geschenkte Liebe und Geistkraft. Sie laden dazu ein, der eigenen Würde in aller Verletzlichkeit bewusst zu werden, und die Würde anderer zu erkennen und zu achten. Mit solchen Königsskulpturen will die Katholische Arbeitnehmerbewegung KAB an Menschen erinnern, die schlecht bezahlt und unter miesen Arbeitsbedingungen lebensnotwendige Aufgaben für unsere Gesellschaft erfüllen. Sie will unseren Blick auf ihre Würde lenken, die sie wie unsichtbare Kronen tragen. Sie brauchen mehr als das Klatschen zu Beginn der Corona-Pandemie, als diejenigen, die beispielsweise in Pflegeeinrichtungen oder im Supermarkt das System am Laufen hielten, allabendlich Applaus von den Fenstern und Balkonen bekamen. Sie brauchen echtes Ansehen, und in der Konsequenz eine wirkliche Verbesserung ihrer oft prekären Beschäftigungssituation.

Passenderweise wird die Ausstellung „Die unsichtbare Krone“ am 29. Februar an vielen Orten zu sehen sein, dem Gedenktag des hl. Prekarius und der hl. Prekaria. Sie hat die Christliche Arbeiterjugend zu Patronen derer ernannt, die in unsicheren beziehungsweise prekären Arbeitsverhältnissen tätig sind. Eine von ihnen ist Ramona, die als Kassiererin bis spät am Abend und an vielen Samstagen an der Supermarktkasse sitzt – für ein Gehalt nicht weit über dem Mindestlohn. Und trotz Arbeitsdrucks zwischen Regaleinräumen und Dienst an der Kasse, wenn wieder eine ungeduldige Schlange am Kassenband drängelt, hält sie doch ein Lächeln oder ein freundliches Wort bereit.

Wenn wir am Fest der Taufe Jesu uns Gottes Zusage „Du bist mein geliebtes Kind“ in Erinnerung rufen, dann wäre es doch eine gute Idee, für die einzutreten, denen diese Zusage auch uneingeschränkt gilt und ihnen unverlierbare Würde verleiht: den Menschen, die für unser Gemeinwohl unter oft miesen Bedingungen arbeiten. Ein erster Schritt wäre, sie und ihre Situation wahrzunehmen und ihnen als Personen Ansehen zu schenken; ein zweiter Schritt, darauf zu drängen, Missstände zu beseitigen, und für gute Arbeit für alle einzutreten.

Marcus Schuck (marcus.schuck@bistum-wuerzburg.de) ist Pastoralreferent
und arbeitet als Betriebsseelsorger bei der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB).