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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – 16. Sonntag im Jahreskreis

Gewächs sein im Reich Gottes

Unsere Aufgabe als Christinnen und Christen in unserem Leben und im Reich Gottes ist es nicht, das, was wir als „Unkraut“ empfinden, zu entfernen, sondern zu integrieren.

Evangelium

In jener Zeit erzählte Jesus der Menge folgendes Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt. Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!     

Matthäus 13,24–30

"Da wächst nur Kraut und Rüben.“ Das ist ein bekanntes Sprichwort für einen Acker, in dem alles durcheinander wächst, ähnlich wie jenes Bild, welches der Evangelist Matthäus im Evangelium dieses Sonntags vorstellt. Alle, die „gärtnern“, kennen es, wenn sich Unkraut zwischen die gewünschten Pflanzen drängt. Doch was will das Evangelium uns damit sagen? Denn wir lesen ja die Frohe Botschaft und keinen Gartenführer.

Wenn wir Evangelien lesen und verstehen wollen, ist es immer auch wichtig, die Situation der Zeit und der konkreten Gemeinden im Blick zu behalten, für die der jeweilige Evangelist, in unserem Fall Matt­häus, schreibt. Die Gemeinden sind gerade dabei, einen Weg zu finden, den angenommenen Glauben zu vertiefen und in der aktuellen gesellschaftlichen Situation zu positionieren. Dieses Bewusstsein gibt uns die Möglichkeit einer geistlichen Dynamik. Wir können den Glauben und die Botschaft Jesu auf unsere aktuelle Lebenssituation übertragen, Parallelen entdecken und einen Weg mit Jesu Botschaft im Heute finden.

Das Thema des Sonntagsevangeliums ist „Gut und Böse im Reich Gottes“. Gut ist der Weizen, Unkraut ist das Böse, das sich im Acker des Reiches Gottes untermischt und das Bild der guten Gewächse stört. Im Evangelium „benennt“ Jesus den „Säemann des Unkrautes“ den Feind. Dabei gibt er den entscheidenden Hinweis, nicht sofort das „böse Unkraut“ entfernen zu wollen, denn sonst könnte auch das gute Gewächs verletzt werden. Erst am Ende, bei der Ernte, soll es aussortiert und verbrannt werden.

In jeder gesellschaftlichen, kulturellen oder religiösen Gruppe gibt es verschiedene Strömungen, Einflüsse und Interessen, die verschieden stark ihren eigenen Standpunkt vertreten, erkämpfen und der Überzeugung sind, dass „ihr Weg“ der richtige ist. Schnell kommt es zu Kämpfen und Rivalitäten und man verliert leicht den Überblick, welches Ziel gerade verfolgt wird. Nicht selten führen Interessenkonflikte zu starken Spaltungen und Dynamiken, welche niemandem dienen, viel Energie kosten und Verletzungen verursachen. Wer kann dabei schon beurteilen, was „Gut“ und „Böse“ ist.

Das Evangelium warnt und bremst den Eifer, Unkraut entfernen zu wollen. Es kann im Grunde ein Gerichtsbild sein, denn der Gutsbesitzer entscheidet, wann und wie geerntet wird und was mit dem Unkraut geschieht. Unsere Aufgabe als Christinnen und Christen in unserem Leben und im Reich Gottes ist es also nicht, das, was wir als „Unkraut“ empfinden, zu entfernen, sondern zu integrieren. Geschenkt wird uns dabei „menschliches“ Wachstum in einer nicht paradiesischen Realität und Wirklichkeit, wie wir sie aktuell in Welt, Gesellschaft, Kirche und in unserem eigenen Leben vorfinden.

In keinster Weise soll dies unseren Eifer und Einsatz für das Gute schmälern, sondern fördern. Blickt man dieser Tage auf die Felder, dann wird klar, dass viel mehr Weizen wächst als Unkraut. Wir alle sind „Gewächse im Reich Gottes“. Vertrauen wir darauf, dass Gott uns auf unserem Wege führt und unser Glaube ein guter Nährboden für unseren Lebensweg ist, mit all dem anderen Weizen und Unkraut, das uns im „Reich Gottes“ um uns herum umgibt.

Dominik Schaack ist studierter Religions­pädagoge (FA).