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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – Dreifaltigkeitssonntag

Größte Ablehnung – größte Liebe

Das Kreuz. Es ist ein brutales Folterwerkzeug von uns Menschen. Aber es ist eben auch Mahnmal der Liebe Gottes.

Evangelium

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen ein­zigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.   

Johannes 3,16–18

Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet“ – Wunderbar! Ich glaube an Gott, der die Welt erschaffen hat, und an seinen Sohn Jesus, der für uns am Kreuz gestorben ist. Also wird Gott mich nicht richten. Da kann ich mich ja zurücklehnen und das Leben genießen.

Aber ist es wirklich so leicht? Johannes meint mit „glauben“ mehr als bloß „etwas für wahr halten“. An Gott glauben heißt auf ihn vertrauen. Das heißt: sich auf seine Liebe einzulassen und entsprechend zu leben und zu handeln. Wer auf Gottes Liebe und die Botschaft Jesu vertraut und danach handelt, ist gerettet, weil er bereits jetzt das neue Leben erfährt.

Wer das nicht tut, ist bereits gerichtet, heißt es im Evangelium. Klingt das nicht brutal? Schließlich kennt doch jeder Zeiten, in denen Zweifel und Unverständnis den eigenen Glauben prägen. Es heißt nicht, wer nicht glaubt, wird in ferner Zeit gerichtet und hat bis dahin Zeit zur Umkehr. Nein. Wer nicht glaubt, ist schon gerichtet.

Aber: Es geht nicht um ein Straf­urteil Gottes. Denn auch so heißt es bei Johannes: Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet. Gerichtetsein meint vielmehr ein Leben in der Gottesferne, ein Leben ohne Gott. Da Gott uns Menschen jedoch liebt und nicht alleine lässt, ist das Gerichtetwerden eine menschliche Entscheidung, sich von Gott abzuwenden.

Wie oft will ich tatsächlich nichts von Gott wissen? Weil es mir zu anstrengend ist, mich um die Armen in der Welt zu sorgen. Weil ich gerade ganz gut ohne ihn klarkomme. Weil Gebets- und Gottesdienst­zeiten so gar nicht in meinen Alltag passen.

Als wir Menschen Jesus von Nazareth ans Kreuz geschlagen haben, haben wir damit auch Gottes Liebe an die Balken genagelt. Radikaler kann ich eine Liebe nicht ablehnen, als sie zu töten. Das Kreuz ist nicht von Gott gewollt, er verabscheut Gewalt – davon erzählt uns die Bibel zuhauf. Ich glaube nicht an einen Gott, der sich mit uns Menschen versöhnt, weil wir seinen Sohn als Entschädigung für unsere Sünden umbringen.

Aber so radikal, wie wir Menschen die Liebe Gottes abgelehnt haben, so radikal hat Gott an ihr festgehalten. Gott ist bei uns geblieben. Er ist seiner Liebe zu uns treu geblieben, selbst am Ort tiefster Ablehnung. Radikaler kann Gott nicht lieben, als auch dann noch zu mir zu stehen, wenn ich ihn ans Kreuz nagle.

Das Kreuz. Es ist ein brutales Folterwerkzeug von uns Menschen. Es hat unzähliges Leid verursacht. Aber es ist eben auch Mahnmal dieser Liebe Gottes. Nirgendwo sonst wird Gottes Liebe so gut sichtbar, als an dem Ort, wo sie trotz größter Ablehnung zu uns hält. Damit erinnert uns das Kreuz immer wieder aufs Neue an die Liebe Gottes.

Wenn ich glaube, das heißt, wenn ich mich auf diese Liebe einlasse und Gott vertraue, dann bin ich gerettet. Dann hat für mich das neue Leben begonnen. Abgeschnitten bin ich von diesem neuen Leben, wenn ich dies nicht tue – nicht im Sinne einer Strafe, sondern durch verweigerte Liebe.

Alexandra Thätner (alex.thaetner@gmail.com) ist Theologin
und Journalistin beim „Hellweger Anzeiger“ (Nordrhein-West­falen).

Wort zum Sonntag