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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – 33. Sonntag im Jahreskreis

Höre auf, dich zu vergleichen

Höre auf, dich zu vergleichen, denn das kann dich blockieren. Das kann Angst erzeugen vor einem Scheitern.

Evangelium

In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging. Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. Sofort ging der Diener, der die fünf Talente erhalten hatte, hin, wirtschaftete mit ihnen und gewann noch fünf weitere dazu. Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei weitere dazu. Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kehrte der Herr jener Diener zurück und hielt Abrechnung mit ihnen. Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn! Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn! Es kam aber auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mensch bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Sieh her, hier hast du das Deine. Sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. Du hättest mein Geld auf die Bank bringen müssen, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. Nehmt ihm also das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben werden und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.   

 Matthäus 25,14–30

Das Gleichnis riecht nach Früh­kapitalismus. Vermögen wird ungleich verteilt, die Aufgabenstellung, was damit geschehen soll, ist unklar. Aber am Ende wird abgerechnet – wobei auch nicht festgelegt ist, wann es sein wird. Dem, der am wenigsten hat, wird auch das noch weggenommen, und derjenige, der sowieso schon das Meiste hat, bekommt noch etwas obendrauf. In der heutigen Zeit, im Blick auf die Weltwirtschaft und die Situation der armen Länder wirkt das Gleichnis merkwürdig und aus der Zeit gefallen.

Und beängstigend ist es zudem auch, wenn derjenige bestraft wird, der aus Angst vor dem Verlust nicht zum Handeln kommt.

Im Gleichnis spitzt sich alles auf den dritten Knecht zu, auf seine Angst, alles falsch zu machen. Was ihn lähmt? Wenig ist es ja nicht, was er erhält. Ein Talent Silbergeld oder, wie Martin Luther übersetzt, ein Zentner Silbergeld sind 6000 Denare. Und von einem Denar kann eine Familie gut einen Tag lang ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Die Haltung des dritten Knechts ändert sich, als er sich mit den anderen vergleicht: Mein Chef traut mir nichts zu, weil ich ja weniger erhalte. Da will ich vorsichtig sein. Wer weiß, wie das alles endet?

Vielleicht kennen das einige aus ihrem Leben? Das geht schon im Kindergarten oder in der Schule los. Da gibt es immer einige, die mehr haben, weil sie aus begüterten Elternhäusern kommen. Da sind die Sportschuhe die angesagten Modelle, das Tablet für die Uni ist das Neueste auf dem Markt und die Kleider sind von einer bekannten Marke. Oder wenn in einer Familie ein Kind dem anderen vorgezogen wird, entsteht nicht Vertrauen, sondern das benachteiligte Kind wird ängstlich, misstrauisch oder neidisch. Haltungen, die nicht lebensförderlich sind. Was will Matthäus mit seinem Gleichnis bezwecken?

Interessant finde ich bei dieser Frage, dass der Herr am Ende die anderen beiden Diener lobt. Was wäre gewesen, wenn der dritte zu seinem einen noch ein Talent dazu erwirtschaftet hätte? Oder doch wenigstens fünf Prozent Zinsen durch die Bankeinlage? Ich bin mir sicher, dann wäre dieser Dritte auch belobigt worden. So gelesen, möchte das Gleichnis Mut machen. Seine Botschaft würde lauten: Höre auf, dich zu vergleichen, denn das kann dich blockieren. Das kann Angst erzeugen vor einem Scheitern. Nimm also dein Leben in die Hand. Nutze das, was dir geschenkt ist. Halte nicht krampfhaft fest, was du hast. Einmal musst du ja loslassen. Dahinter steckt die Botschaft, die sich von der Geburt des Jesus von Nazareth durch sein ganzes Leben zieht: Fürchte dich nicht! Gott steht zu dir, egal was du hast oder besitzt.

Gerhard Reitz ist Priester der Diözese Würzburg.