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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – 28. Sonntag im Jahreskreis

Von Gott das Feiern lernen

Gleicht das Evangelium nicht manchmal der Situation der Kirche in unseren Tagen? Viele sind eingeladen und immer weniger kommen.

Evangelium

In jener Zeit erzählte Jesus den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Er schickte seine Diener, um die ein­geladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen. Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf: Sagt den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit. Kommt zur Hochzeit! Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um. Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. Dann sagte er zu seinen Dienern: Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren nicht würdig. Geht also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein! Die Die-ner gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen. Als der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Menschen, der kein Hochzeitsgewand anhatte. Er sagte zu ihm: Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen? Der aber blieb stumm. Da befahl der König seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt.   

Matthäus 22,1–14

Wie peinlich! Da will ein Vater für seinen Sohn die Hochzeit organisieren. Er lässt die Gäste rufen, aber keiner kommt! Doch der König gibt nicht auf. Er lässt alle einladen, die an den Kreuzungen der Straßen zu treffen sind.

Gleicht das nicht manchmal der Situation der Kirche in unseren Tagen? Viele sind eingeladen und immer weniger kommen, „kümmern sich nicht darum“, haben keine Zeit, haben ihre „Äcker“ und „Läden“. Manche machen ihrer Empörung Luft, weil sie mit diesem Fest nichts zu tun haben wollen. In manchen Ländern, wie kürzlich wieder in Pakistan, muss man sogar um sein Leben fürchten, wenn man als Diener des Königs erkannt wird.

Papst Franziskus empfiehlt die Demut und die Weisheit des Königs aus dem Gleichnis, indem er die Kirche an die Ränder und an die Kreuzungen der Straßen schickt. In seiner Enzyklika „Evangelii Gaudium“ fordert er alle auf, „hinauszugehen aus der eigenen Bequemlichkeit und den Mut zu haben, alle Randgebiete zu erreichen“.

In den Gottesdiensten der Justizvollzugsanstalt (JVA) Würzburg feiere ich oft mit Menschen, die man sonst an den Kreuzungen der Straßen treffen würde. Nicht alle kennen den genauen Ablauf des Gottesdienstes oder können bei den Liedern mitsingen. Für mich ist es trotzdem ein großes Geschenk, gerade mit ihnen feiern zu dürfen. Bei der Vorbereitung entdecken die Gefangenen oft ihre Not und ihre Fragen in den Lesungen und öffnen bei der Formulierung der Fürbitten ihr Herz für Gott. Im Gottesdienst ist nicht immer alles perfekt. Aber es herrscht eine echte Freude und viel Menschlichkeit ist zu spüren.

Dietrich Bonhoeffer hat 1943 im Gefängnis eine ähnliche Erfahrung gemacht: „Wahrscheinlich wird in diesem Hause hier von Vielen ein sinnvolleres und echteres Weihnachten gefeiert ... Dass Elend, Leid, Armut, Einsamkeit, Hilflosigkeit und Schuld vor den Augen Gottes etwas ganz anderes bedeuten als im Urteil der Menschen, dass Gott sich gerade dorthin wendet, wo die Menschen sich abzuwenden pflegen, dass Christus im Stall geboren wurde, weil er sonst keinen Raum in der Herberge fand, – das begreift ein Gefangener besser als ein anderer und das ist für ihn wirklich eine frohe Botschaft ...“

Dasselbe erlebe ich bei den Weihnachtsfesten der Gemeinschaft Sant‘Egidio, wenn in vielen Ländern der Welt Arme, Ausgegrenzte, Einsame in Kirchen oder Festsäle eingeladen sind, um miteinander zu feiern. Die Freude, die dort herrscht, ist echt, sie kommt aus einem dankbaren Herzen.

Sind nicht Freude und Dankbarkeit das nötige Festgewand? Egal, ob wir von den Kreuzungen der Straße, unseren Äckern oder Läden kommen: Mit diesem Gewand sind wir im Festsaal willkommen, um die Anwesenheit Gottes in der Kirche, in der Welt und in unserem Leben zu feiern.

Doris Schäfer (doris.schaefer@bistum-wuerzburg.de) ist Pas­toralreferentin 
in der Gefängnisseelsorge der JVA Würzburg.