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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Wochenende

Was überdauert wirklich?

Auch die Aufmerksamkeitsökonomie lebt von der Lust am Skandal, so Dr. Josef Schuster.

Was ist es, das wirklich überdauert? Im Judentum spielt die Kontinuität des Denkens und des Lebens eine zentrale Rolle. Die Besinnung auf eine geistige Gelassenheit hilft uns auch dabei, politische und gesellschaftliche Debatten besser einzuordnen. Ein solcher Blick ist gerade für die vergangenen Wochen besonders wichtig. Was bleibt aus einer Zeit, die vom Hoffnungskeim des Friedens und der Freiheit der Geiseln in Israel, dem 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, der Debatte über illegale Migration im Bundestag und – zu meinem Bedauern untrennbar damit verbunden – der Zuspitzung des Wahlkampfes geprägt war?

In der öffentlichen Wahrnehmung jedenfalls dominiert das Thema AfD. Erneut scheint es so, als ob diese Partei über das Wohl unserer Gesellschaft zu entscheiden hat. Ihre Themen bestimmen die Debatte – und sie muss nicht einmal viel dafür tun. Das ist fatal und es sind die Parteien der politischen und parlamentarischen Mitte, die dafür die Verantwortung tragen. Sie haben diese rechtspopulistische und in weiten Teilen rechtsextreme Partei groß gemacht und finden nun keinen gemeinsamen Weg, um ihr die Deutungshoheit in so entscheidenden Fragen wie der Migrationspolitik wieder zu nehmen. Dieses Versäumnis kann freiheitliche Gesellschaften zum Einsturz bringen.

Wenn wir also auf die vergangenen Wochen blicken, was sollte überdauern, dass wir diese Herausforderung bestehen? So schwer es sein mag, das unwürdige Schauspiel im Bundestag sollte es nicht sein. Nichts gegen Klarheit und direkten Diskurs im Wahlkampf, aber ohne Willen zum Konsens in der politischen Mitte unseres Landes, droht der Aufstieg der Extreme. Auch die Aufmerksamkeitsökonomie lebt von der Lust am Skandal. Dieser Mechanismus muss gestoppt werden.

Nur wenige Tage vor den Bundestagsdebatten zur Migrationspolitik war ich mit vielen der Protagonisten gemeinsam in Auschwitz bei der zentralen Gedenkfeier der Befreiung des Vernichtungslagers, das für das unvorstellbar Grausame der Nazi-Herrschaft steht. Viele waren in sich gekehrt und mit den Gedanken bei sich. Diese Fähigkeit der Reflexion ist so wichtig, wie kaum etwas Anderes in einer Zeit, in der es meist nicht schnell genug gehen kann. Was soll bleiben von mir? Was ist mein Beitrag für dieses Land, diese Gesellschaft? Für den kurzen Positionsgewinn im politischen Spiel sollten diese Grundfragen verantwortungsethischen Handelns nicht leichtfertig über Bord geworfen werden.

Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden