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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium - 7. Sonntag der Osterzeit

Was wäre, wenn ...

Am Ende der Osterzeit stehen die letzten Sätze der Bibel auf dem Leseplan: „Komm, Herr Jesus!“, so schließt die Offenbarung des Johannes. Geradezu flehentlich haben die ersten Christen darauf gehofft, dass Jesus wiederkommt und die Erlösung vollendet. Heute wirkt diese Vorstellung fast wie Science Fiction.

Evangelium

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach: Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.

Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast.

Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor Grundlegung der Welt.

Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.

Johannesevangelium 17,20–26

Zugegeben, es ist ungewöhnlich, einen Beitrag in diesem Magazin mit dem Blick ins Star-Trek-Universum zu beginnen. Ich gebe zu: Ich mag Raumschiff Enterprise. Immer mal wieder schaue ich Folgen der „Nächsten Generation“, das sind die Männer und Frauen, die unter Captain Jean-Luc Picard fliegen. Am besten finde ich die Folgen, in denen es um Philosophie geht, um Konzepte des Zusammenlebens, um Religion. Zum Beispiel die, die ich kürzlich gesehen habe.

Im Mittelpunkt stand Lieutenant Worf, Sicherheitschef der Enterprise. Worf ist Klingone, und für ihn sind seine heimische Kultur und Religion sehr wichtig. Dazu gehört, dass die Klingonen auf die Rückkehr von Kales warten, das ist ihr Heiland und Erlöser. Wie Jesus unter Menschen lebte er unter Klingonen, tat Wunder, predigte, hatte Jünger. Wie Jesus fuhr er eines Tages gen Himmel und versprach seine Wiederkunft. Die sogenannten Wächter, zölibatäre, klösterliche Männer, sind diejenigen, die seit 1500 Jahren Tag für Tag darauf warten und darum beten: „Komm, Kales!“

Science-Fiction-Geschichten sind gar nicht so selten vom Christentum inspiriert. Das Spannende daran ist, dass sie bekannte Traditionen weiterspinnen – und das kann durchaus anregend sein. So wie hier, denn schließlich warten auch wir seit 2000 Jahren auf die Wiederkunft des Erlösers. Jedenfalls bekennen wir das im Credo: „… aufgefahren in den Himmel. Von dort wird er kommen …“ Und in der Lesung dieses Sonntags bittet der Seher Johannes inständig: „Komm, Herr Jesus!“ Dass das der letzte Satz der ganzen Bibel ist, macht ihn nicht weniger bedeutsam.

Aber was wäre, wenn er käme? Vielleicht wäre es so wie im Film, da geht die Story so: Worf, dem einzigen Klingonen unter Menschen, fällt es nicht leicht, seinen Glauben zu bewahren. Deshalb geht er von Zeit zu Zeit nach Boret. An diesem heiligen Ort meditiert er mit den Wächtern, die versuchen, eine innere Verbindung zu Kales herzustellen. Auch dieses Mal beten sie innig, tief in der Versenkung – und dann steht Kales plötzlich vor ihnen. Und es ist keine innere Vision. „Ich bin zurück!“, sagt Kales. „Fasst mich doch an!“ Und auch einen Grund für seine Wiederkehr nennt er: „Mein Volk bekämpft sich in dummen, sinnlosen Kriegen untereinander. Ich bin gekommen, um es wieder zu führen.“

Eine Frage des Glaubens

Das könnte uns auch gefallen: dass Christus kommt, um sein Volk zu führen, um alle Kriege zu beenden und das Reich Gottes einzusetzen. Die frommen klingonischen Wächter freuen sich jedenfalls und fallen auf die Knie. Nur Worf zweifelt. Doch Kales sagt ihm Dinge, geheime Gedanken, die nur der echte Erlöser wissen kann. „Ich möchte gerne glauben“, sagt Worf. Und Kales antwortet: „Das ist ein Anfang.“

Aber es geht nicht über diesen Anfang hinaus. Worf findet es seltsam, dass Kales nicht mehr ist als ein weiterer Heerführer, der Kämpfer um sich schart. Der keine Fragen hören will, sondern unbedingten Gehorsam einfordert. Ist er vielleicht doch eine Täuschung, ein Verführer? „Wie wollen Sie ermitteln, ob er der echte Kales ist, wenn es keine empirischen Daten gibt“, fragt ein streng logisch denkender Kollege, als Worf am Ende seiner Auszeit einigermaßen verwirrt auf die Enterprise zurückkehrt. „Das ist keine Frage der Empirie“, antwortet der, „das ist eine Frage des Glaubens!“ Ob er aber glaubt oder nicht – daran zweifelt Worf weiter.

Ja, ich weiß, das ist nur eine amerikanische Science-Fiction-Serie. Aber übersetzen Sie die doch mal ins Christliche. Wie wäre es, wenn plötzlich einer erschiene und sagt: „Ich bin es. Ich, Jesus Christus. Ich bin wiedergekommen, wie ich es versprochen habe. Mein Volk bekämpft sich in dummen, sinnlosen Kriegen. Ich bin gekommen, um es zu führen.“ Was würde geschehen? Wer würde ihm glauben?

Im Film versucht jemand, doch einen naturwissenschaftlichen Beweis zu erbringen, ob Kales echt ist oder nicht. Es brechen Machtkämpfe aus – denn wenn er sein Volk führt, müssen andere ja zurück ins zweite Glied. Ein Lieblingsjünger rückt an seine Seite – auch eine begehrte Position. Und der Friede rückt schon im Kleinen in weite Ferne.

„Kommt, ihr Christen!“

Und dann geschieht noch einmal eine Wende. Denn ganz am Schluss fällt ein kluger Satz, einer, der deutlich macht, wie sinnlos die ganze Debatte ist. Und wie unnötig. Jemand sagt: „Wenn in Kales’ Worten, die uns überliefert sind, so viel Weisheit, in seiner Philosophie so viel Ehre ist, welche Rolle spielt es dann, ob er zurückkehrt? Worauf es ankommt, ist, dass wir seinen Lehren folgen. Vielleicht sind die Worte viel wichtiger als die Person.“

Ein starker Gedanke, auch für uns Christen: Wenn in Jesu Worten so viel Weisheit, in seiner Predigt so viel Wahrheit ist, welche Rolle spielt es dann, ob er zurückkehrt? Worauf es ankommt, ist, dass wir seinen Lehren folgen. Wenn wir das wirklich tun, dann kann das Reich Gottes auf Erden zumindest ein wenig mehr Wirklichkeit werden.

„Komm, Herr Jesus!“, hat der Seher Johannes gebetet. Vielleicht sollte man 2000 Jahre später hinzufügen: „Kommt, ihr Christen!“

Susanne Haverkamp