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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Wort zum Sonntag am 29. Mai 2022

Wer glaubt, ist nie allein

Es gibt bewundernswerte Menschen, Glaubenslehrer, Heilige und viele andere namhafte Personen aus Vergangenheit und Gegenwart der Kirche. Von ihnen können wir viel lernen. Aber vertun wir auch nicht die Chance zu bemerken, dass Gott seinen Funken in jeden von uns gesetzt hat.

Evangelium

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor Grundlegung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.

Johannes 17,20–26

Liebe Schwestern und Brüder, wer bei der Überschrift an das Lied aus dem Gotteslob (Nr. 835) denkt, hat bereits meine Gedanken erraten. Ich habe diese Hymne in letzter Zeit immer wieder im Kopf: zum einen, weil ich sie so eingängig, schmissig und mitreißend finde, und zum Anderen, weil sie für mich ein sehr gelungenes Bekenntnis zu Gott ist, der uns immer und in jeder Situation begleitet. Und der uns zugesagt hat, dass wir mit seiner Kraft und Hilfe so viel erreichen können: Liebe, Friede, Gemeinschaft und vieles mehr.

Und gerade von Gemeinschaft ist sehr häufig in diesem Evangelientext zu lesen. Natürlich geht es bei diesem „eins sein“, wie es konkret mehrfach heißt, nicht darum, dass alle (ausschließlich) dasselbe wollen oder immer die gleiche Meinung haben müssen, sondern für mich geht es um die Verbindung im Glauben. Es ist gut, dass wir Individuen mit einem eigenen Kopf sind und es auch bleiben. Und dass es Unterschiede, Unstimmigkeiten sowie Meinungsverschiedenheiten gibt, ist nicht nur unumgänglich, sondern auch fruchtbringend.

Doch manchmal habe ich den Eindruck, dass wir viel zu sehr auf unsere Unterschiede fixiert sind und dabei das Gemeinsame, das Verbindende vergessen. Und wer zu schnell eine Grenze zwischen dem Ich/Wir und den Anderen zieht, schließt nicht nur Menschen aus, sondern er grenzt sich auch selbst ein. Denn viele machen sich nicht die Mühe, „über den Tellerrand hinauszuschauen” und sich einmal mit einer fremden Kultur, anderen Lebensumständen oder Lebensauffassungen zu beschäftigen. Sie schmoren damit nicht nur im eigenen Saft, sondern übersehen auch vieles, was uns verbindet. Natürlich, ein Sprichwort sagt: „Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein.“ Und selbstverständlich plädiere ich nicht dafür, jede noch so unreflektierte Meinung und/oder schädliche Handlung gutzuheißen.

Aber ich glaube schon, dass wir uns auch hier ein Beispiel an dem nehmen sollten, den wir im erwähnten Lied ansprechen: Jesus. Und Ihm waren/sind alle willkommen. Er will nicht die Trennung, sondern versucht Verbindung unter den Menschen und mit Gott herzustellen. Ihm sollten wir nachfolgen – versuchen, mehr wie Er zu werden. Aber wie verstehe ich als kleiner Mensch einen unendlich großen Gott besser? So viel steht fest: sicher nicht im Alleingang. Natürlich haben wir die Heilige Schrift, das Gebet und die Kirche, die unser Bild und unsere Beziehung von/zu Gott leiten und prägen. Aber Glaubens- und Lebenszeugnisse können ebenfalls hilfreich sein, um den näher zu ergründen, den wir niemals ganz begreifen können.

Es gibt bewundernswerte Menschen, Glaubenslehrer, Heilige und viele andere namhafte Personen aus Vergangenheit und Gegenwart der Kirche. Von ihnen können wir viel lernen. Aber vertun wir auch nicht die Chance zu bemerken, dass Gott seinen Funken in jeden von uns gesetzt hat und wir alle somit zu Zeugen von Ihm werden können: in der Verkündigung, aber auch im Zuhören. Dies zu ignorieren hieße, eine Gelegenheit zu verpassen, Gott noch einmal aus einer anderen Perspektive und damit umfassender kennenzulernen. Und es nähme uns die Chance, auch als Gemeinschaft mehr eins zu werden. Es ist eine wohltuende Gewissheit, Gott und eine Gemeinschaft zur Seite zu haben, aber auch eine Verpflichtung, unseren Blick füreinander nicht zu verschließen, denn: Wer glaubt, ist nie allein.

Sebastian Krines ist Gemeindereferent im Pastoralen Raum Bad Königshofen.

Das "Wort zum Sonntag" erscheint wöchentlich im Würzburger katholischen Sonntagsblatt.