Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Gedanken zum Evangelium – Erster Adventssonntag

Worte für den Advent?

Das Evangelium will, dass ich meine Lebensziele und mein Verhalten überprüfe.

Evangelium

Jesus sprach zu seinen Jüngern: In jenen Tagen, nach jener Drangsal, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das geschehen seht, dass er nahe vor der Tür ist. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater. Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!    

Markus 13,24–37

Gefühlt ist schon seit Wochen Weihnachten. Spekulatius und anderes Naschzeug gibt es seit September in den Läden. Die Weihnachtsmärkte sind längst aufgebaut und erwarten Menschen zur After-work-Party bei Glühwein und Bratwurst.

Mittendrin feiern wir den ersten Advent. Wer da den Gottesdienst besucht, hört kein „Jingle bells“, sondern ein mahnendes Schriftwort, das so gar nicht zum beschriebenen Lametta-Glitzer passt. Es spricht von Weltuntergang und mahnt zur Wachsamkeit. Die Worte sind drastisch und konträr zum Getriebe am Abend auf dem Weihnachtsmarkt.

Den Autoren des Evangeliums steckt die Zerstörung Jerusalems und die Vernichtung des Tempels durch die Militärmacht der Römer um das Jahr 70 in den Knochen. Die Bewohner Judäas mussten wegziehen, hatten keine Bleibe mehr im Land. Endzeitstimmung war angesagt.

Wenn ich heute diese Worte lese, tauchen vor meinem inneren Auge die Bilder mit den zerstörten Häusern und Toten aus dem Ahrtal, die Verwüstungen durch die immensen Waldbrände in Kalifornien vom letzten Sommer auf. Aktuell auch die Situation der Flüchtlinge aus der Ukraine, die Toten durch den Terrorangriff auf Israel und die Not der Menschen in Palästina.

So schwierig das Wort in einem adventlich gestalteten Gottesdienst ist, ich halte es in unserer Zeit für notwendig. Seine Botschaft am ersten Advent rüttelt mich auf und schärft meine Sinne. Natürlich wird durch das Wort der Gottesdienst anders. Das Evangelium zwingt mich und uns, auf den Zustand unserer Welt zu schauen, und fragt: Worauf kommt es im Leben an? Was ist wirklich wichtig? Bin auch ich etwas schläfrig geworden nach dem Motto: Wird schon werden? Ich kann ja eh nicht viel machen angesichts der drohenden Klimakatas­trophe und der Krisen in der Welt.

Das Evangelium will, dass ich meine Lebensziele und mein Verhalten überprüfe. So will ich künftig meinen CO2-Fußabdruck im Blick behalten, wo immer ich kann, den Öffentlichen Nahverkehr oder das Fahrrad nutzen. Beim Einkauf will ich zurückhaltend sein, damit am Ende nichts in der Biotonne landet, Verpackung will ich einsparen. An Friedensgebeten werde ich teilnehmen und Entwicklungsprojekte unterstützen. Auch will ich wachsam sein, wenn antisemitische Parolen bei uns laut werden oder gegen gläubige muslimische Mitbürgerinnen und Mitbürger gehetzt wird, in der Straßenbahn oder auf der Straße. Die im Evangelium geforderte Wachsamkeit des Türhüters, so wichtig sie ist – sie muss auch Konsequenzen in meinem, in unserem Handeln haben – jetzt!

Gerhard Reitz ist Priester der Diözese Würzburg.