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Impulse

Unterschiedlichste Autoren im Bistum Würzburg veröffentlichen regelmäßig spirituelle Texte in Tageszeitungen, im Internet oder in Druckwerken. Die Interpretationen der christlichen Botschaft bestärken im Glauben, im alltäglichen Leben und regen zum Nachdenken an. Einige dieser Texte stellen wir hier für Sie zusammen.

Betrachtung zum Sonntagsevangelium – Siebter Sonntag der Osterzeit

Ziehen, zerren – und trotzdem eins sein

Sind wir uns einig? Selbst wenn sich zwei Menschen bestens verstehen, werden sie ehrlicherweise antworten: meistens, aber nicht immer. Je mehr Leute in einer Gruppe zusammenkommen, desto seltener sind sich alle einig.

Evangelium

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor Grundlegung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.     

Johannes 17,20–26

Normalerweise kommen wir ganz gut damit zurecht. Wir akzeptieren gewöhnlich, dass unser Gegenüber einen anderen Standpunkt hat, und nutzen zivilisierte Methoden der Auseinandersetzung. Gelegentlich kommt es jedoch zum handfesten Konflikt oder sogar zu einer Spaltung. Schon auf der Ebene einer Kirchengemeinde fetzt es manchmal ordentlich; von der gesamten Christenheit ganz zu schweigen.

In den Geburtsstunden des Christentums war das nicht anders. Im Johannesevangelium finden sich mehrere Hinweise, dass die Johannes-Gemeinde einen schmerzhaften Trennungsprozess hinter sich hat. Viele der Anhänger Jesu waren in der jüdischen Religion zuhause und besuchten selbstverständlich die Synagoge. Doch bereits nach wenigen Jahrzehnten mussten die Jesus-Anhänger und die Synagogen­gemeinde getrennte Wege gehen. Sie waren zu verschieden geworden. Für die junge Gemeinde war es schwer zu verkraften, sich von vertrauten Menschen und dem Ort ihrer Beheimatung trennen zu müssen.

Zudem mussten sich die neu entstandenen Christengemeinden mit verschiedenen Lehrmeinungen auseinandersetzen. Diese Lehren wurden von Besuchern aus anderen Orten mitgebracht oder sie entstanden innerhalb der eigenen Gruppe. Bisweilen drohte auch hier die Gefahr, dass die Gemeindemitglieder im Streit auseinandergingen.

Kein Wunder, dass Jesus in den letzten Minuten, die er auf Erden verbringen darf, für die Seinen betet. Er bittet für alle, die an ihn glauben, inständig um Einheit. Dabei kann es ihm nicht um eine Vereinheitlichung, eine Gleichschaltung des Denkens gehen. Auch nicht um eine Auslöschung jeglicher Individualität. Im Sinne von: Wenn alle das Gleiche denken und fühlen, wenn alle gleichförmig handeln, dann sind endlich alle eins.

Jesus geht es bei seiner Bitte um Einheit in erster Linie um ein Beziehungsgeschehen. Sein Vorbild für diese Beziehung ist die Einheit, die zwischen ihm und dem Vater besteht. In diese Beziehung sind wir hineingenommen. Aus dieser Beziehung heraus leben und erleben wir Einheit untereinander. Wir gehören so sehr zusammen, wie Vater und Sohn zusammengehören. Das Gebet Jesu ist positiv formuliert. Es ist nicht bestimmt von Abgrenzung, Mahnung und Trennungsangst. Und auch wir sollen uns davon nicht bestimmen lassen. Durch sein Gebet will Jesus alle, die an ihn glauben, ermutigen, bestärken und ihnen Gottvertrauen geben. Wir dürfen darauf vertrauen, dass wir gerade in unserer Vielfalt den Kern unseres Glaubens bewahren werden. Wir dürfen darauf ver- trauen, dass unser Ziehen und Zerren in verschiedene Richtun- gen uns im Gleichgewicht halten und vor Einseitigkeiten bewahren wird. Wir dürfen darauf vertrauen, dass Risse geheilt werden können und dass sich unser Ringen lohnen wird.

Nehmen wir das letzte Anliegen Jesu zutiefst ernst. Lassen wir uns durch sein Gebet Mut machen. Fliehkräfte und beschränkte Geister, die die Zerstörung der Einheit vorantreiben, gibt es genug. Tragen wir mit unserer ganzen Kraft zum Wachstum der Einheit bei.

Katja Roth („katja.roth@bistum-wuerzburg.de“) ist Pastoralreferentin in den Pfarreiengemeinschaften Christus Immanuel und Mittlerer Kahlgrund.